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Samstag, 4. Juni 2011

I.11 Buchblog - Blogbuch - Ebook

Träume ich oder wache ich? Schon wieder eine Revolution? Ich glaube, ja.

Ein Sachbuch wird mit jeder Auflage stufenweise einem veränderten Wissensstand angepasst. Selbst ein Fachbuch - von der Persönlichkeit des Autors geprägt - wird für eine neue Auflage umgeschrieben. Nur belletristische Werke sind unveränderlich auf das holzige Papier gebannt.

Muss das sein? Ein digitales Buch kennt keine Auflage, lässt sich stufenlos umarbeiten. Warum also diese Möglichkeit nicht nutzen? Die Postings eines Blogs sind die Kapitel eines Buches. Dieser Blog ist nichts anders als die übergangslose Zwischenfassung meines Buches. Mein nächster Buchblog wird ein Thriller sein. Belletristik ist sicherlich schwieriger, setzt eine klare Struktur voraus, ein paar Vorgedanken - ist aber einen Versuch wert.

Die Bedingungen des Schreibens haben sich geändert. Wenn mich die Leser beim Schreiben des Buches begleiten, kann ich mir Irrwege ersparen. Das setzt voraus, dass ich weiß, was ich will. Eigentlich sollte ich in groben Zügen wissen, wie mein Buch aussehen soll. Davon sollte ich mich nicht abbringen lassen. Wenn die Leser alle Mauern einreissen können, dann können sie meine Burg schleifen. Ein On-the-Blog-Autor muss darauf gefasst sein, von der ersten Zeile an Widerspruch zu ernten. Am Ende - falls er nicht überrannt wurde, falls von den Mauern noch Reste stehen - wird sein Buch besser sein, nicht schlechter.

Das Wort des Lesers hat Gewicht, weil es von den anderen Lesern gesucht wird. Die Kundenrezensionen bei Amazon haben die - durch Werbung bezahlten - Buchkritiken überflüssig gemacht. Ein Werk, das von den Lesern nicht mehr als 2 Sterne bekommt, ist unverkäuflich. Die Kritik an einem Papierbuch ist immer endgültig. Im Fall der Digitalbücher ist Kritik aber ist kein Fallbeil mehr, weil ein Umschreiben, eine Revision jederzeit möglich ist. Wenn die Leser solchen Einfluss haben, warum gebe ich nicht nach, ehe es zu spät ist. Diese Flexibilität ist ein Vorteil, kein Nachteil.

Unsere Leser erleben jede Veränderung am Buch bloglive mit. Es wird eine sich austauschende Form des Lesens entstehen. Diese Dinge kommen aus dem Nichts. Auch die Leser werden lernen müssen, wo 'ihr' Autor Unterstützung und Lob braucht. Ich sollte keine Angst wecken: Die übergroße Mehrheit der Beiträge wird schwammig, aber positiv sein. 90 % der negativem Beiträge werden sehr hilfreich sein, 10 % der Kommentare sind schlichtweg eitel und destruktiv. Es wird Zeit brauchen, aber am Ende wird euch der Leser nicht mehr mit dem Holzhammer gegenüberstehen, sondern mit Blumenstrauß und Nagelfeile.

Halt! Nur keine Angst vor destruktiven Beiträgen! Die Leser gehen gegen egomanische Zerstörer sehr entschieden vor. Diese oft heftigen Auseinandersetzungen werden als 'Flamewar' bezeichnet. Grundsätzlich sei gesagt: Ich habe als Autor in den Leserkommentaren nichts zu suchen. Da sollte ihr euch auf keinen Fall selbst einschalten. Lasst die Kommentare laufen. Die Grundregel ist: Die Unterstützung kommt immer dann, wenn euch die Tränen bereits in den Augen stehen.

Habe ich das alle zu Ende gedacht? Das Schreiben als Duo - durchaus üblich bei den Historischen Roman - bietet sich geradezu an. Das Schreiben einer Serie von verschiedenen Autoren ist möglich. Es gibt nichts zu teilen - warum sollten wir uns nicht richtig gut vertragen? Zusammenarbeit mit den Lesern ist möglich. Ihr könnt Vorschläge sammeln, wenn  ihr nicht weiterkommt. Das kann so weit gehen, dass ein Autor bewusst das Ende weglässt. Er lässt seine Leser ein Buch zu Ende schreiben. Am Ende steht eine Leserabstimmung im Sinne von: Ein-Thriller-sucht-seinen-Autor!

Von einem bin ich fest überzeugt: Wo wir jetzt staunend vor den neuen Möglichkeiten stehen, werden wir in zwei Jahren nicht glauben wollen, welche Möglichkeiten wir übersehen haben.



Freitag, 3. Juni 2011

I.10 - Frühling aus tausend Trieben

Die wahren Künstler sind nicht die Schriftsteller, sondern die Verlagsmanager! Sie wählen ein Buch unter Tausenden aus, schneiden es serienreif, schleifen es für den globalen Vertrieb glatt, erweitern seine Verwertbarkeit zum Film, Hörbuch, Werbeträger, Modelabel, Online- und Offlinespiel, zum Schulheftcover und Schlüsselanhänger.  Was für ein banaler, eindimensionaler Vorgang dagegen das Schreiben von Bücher ist!

Die Zusammenarbeit mit diesen Künstlern verlangt den Schriftstellern einiges ab. Er konzentriere sich  bitte auf das Genre, auf die Schublade, auf das Kästchen, in dem genau für ihn ein Platz gelassen wurde. Er stelle sich einen Süßigkeitenautomaten vor, wo alles seine gekühlte Ordnung hat. Er verfalle nicht dem Wahn, sich für unentbehrlich zu halten. Die ersten 100 Seiten - sagen wir 43 Seiten - waren nicht schlecht, nun aber überlasse er das Schreiben dem Team, den Serienprofis. Er achte darauf, dass er nicht zu sehr dem Alkohol zuspreche, denn sein Gesicht wird gebraucht: für die Buchmesse, die Fernsehtalks, die Lesungen in Buchhandlungen und Autohäusern, für Kulturbeilagen und Promiblätter.

Wir Selfpublisher werden kaum jemals einen solchen Magier des Buchvertriebs zu Gesicht bekommen. Das hat Konsequenzen für unser Schreiben.

In den Schubladen der Buchgenres toben sich bereits die erfolgreichsten der Indie-Schriftsteller aus. Sie stecken die Kästchen um oder beseitigen sie ganz. Nach Neuerung steht ihnen nicht der Sinn, wohl aber nach Unordnung. Oft nehmen sie einen Schriftsteller als Vorbild und schreiben nach 100 Seiten - sagen wir 43 Seiten - ihren eigenen Stil, ihre eigene Sache. Es fällt ihnen nicht schwer, authentischer zu wirken als ein Schreibprofi, der vor der Buchserie Politikerreden schrieb oder Rat gab in der 'Apotheker-Rundschau'.

Die Grenzen zwischen den Schubladen werden verschwinden. Die Genremischung wird ein Wesenszug des Selfpublishing. Mit der gewonnenen Freiheit werden schnell Misch- und Neugenres entstehen. Ein Schreibprofi, der punktgenau auf die Tränendrüse der 45-jährigen euroamerikanischen Akademikerin drückt, ist ein Techniker, kein Pionier. Die Selfpublisher werden schnell das Genre wechseln können, was dazu führt, dass sie auf Entdeckerreise gehen können, bis sie ihr eigenes Ding gefunden haben. Dort angekommen und heimisch geworden, können sie es mit jedem angemieteten Schreibteam aufnehmen.

Neben den Mars-Snickers-Kühlautomaten der Verlage werden plötzlich - Seite an Seite - die windschiefen, naiv-fröhlichen Stände der Selfpublisher stehen. Der Global Player trifft auf den Erzeuger vor Ort.

Mittwoch, 1. Juni 2011

I.8 - Selfpublishing wird Volkssport

Wer viel liest, hat sicherlich schon einmal daran gedacht, ein eigenes Werk zu schreiben. Hat er  solche Wünsche öffentlich gemacht hat, hielt ihn seine Umgebung schnell für hirnkrank. Das Schreiben war im Eigentum der Verlage. Wie wäre dieser Olymp jemals erreichbar gewesen? Doch nun ist ein kleiner, mutiger Schritt nötig. Vielleicht wird ein Selfmade-Schriftsteller in Deutschland immer noch merkwürdig angesehen - in Amerika ist Selfpublishing bereits Volkssport.

Eigentlich ist das Bloggen eine Art von Selfpublishing. Ein Blog lässt - anders als ein Epub - die Einbindung von Bildern zu. Ein Blog wird vorzugsweise am PC gelesen, ein Epub oft auf kleineren monochromen Ausgabegeräten. Bloggen erlaubt Themensprünge, kann in die Breite gehen, während Selfpublishing, thematisch eingegrenzt, in die Länge arbeitet. Mein Blog-Buchprojekt ist ein Beispiel dafür, wie aus dem Bloggen das Selfpublishing werden kann. Es gibt etwa 1,5 Millionen Blogger in Deutschland und vielleicht 100 Selfpublisher. Letztere Zahl wird explodieren - das ist keine Hellseherei!

Doch wer werden diese Selfpublisher sein?

Die neuen digitalen Schriftsteller werden sicherlich aus den Reihen der Bücherfans kommen. Schreiben ist eigentlich nicht schwer. Phantasie, vor allem Zeit und Ruhe brauche ich - mehr nicht. Nicht umsonst ist Amanda Hocking - die bislang erfolgreichste Indie-Autorin - eine Altenpflegerin. Als OP-Schwester wäre sie kaum zum Schreiben gekommen!

Das Epublishing werden viele Autoren nutzen, die sich an ein spezielles Publikum wenden, das nicht mehr als ein paar Dutzend Interessierte umfasst. Verlage haben immer Auflage machen wollen. Dabei blieb viel liegen: das Selfpublishing, seltene Hunderassen, Kuriossportarten, Vereine und Vereinigungen. Gerade im Randbereich der Randthemen sind ja auch die Blogs sehr stark vertreten.

Es gibt antiquarische Schätze aus dem frühen Familienerbe, die sich heben lassen. Die Leute früher konnten richtig gut schreiben: lange Briefe, Tagebücher, Lebenserinnerungen. Vieles ist mit den alten Fotos aufgehoben worden. Was für unsere Angehörigen Alltag war, lässt uns heute staunen. Ich habe eine Ur³-Tante, die beschreibt, wie elektrisches Licht zu ihnen ins Haus kommt. Zumindest für die Familie ist das interessant. Für's Selfpublishing mit einem Foto als Cover reicht das allemal - Speicherplatz hat Amazon genug.

Es wird einen neuen Berufszweig geben - den professionellen Schreiber für Senioren. Jeder in Deutschland wird sein Leben und seine Ansichten öffentlich machen können. Die Alten, die den digitalen Medien fern sind, werden einen Mittler finden, der ihr Mitteilungsbedürfnis bedient. Geld genug haben die meisten, nur wenig Zuhörer. Jedem Autobiographen wird so das Gefühl gegeben werden: Ich stelle mich dem Internet, den jungen Leuten vor. Neben dem Hörstudio und dem Sanitätshaus werden wir Firmenschilder lesen wie: >Meine Ansichten - Die Zeit ist da!<, >Ihr Leben - Wir hören zu!< oder >Der Biograph - Sie sind es wert!<.

Selfpublishing wird Volkssport. Es wird viel Absonderliches, Abwegiges, Schrulliges, Wahnhaftes dabei sein. Warum nicht? Viele von uns lesen nicht die Artikel von Spiegel Online, sondern die Kommentare. Sie werden reichlich Training für ihre Lachmuskeln haben. Es wird aber auch neue Bestseller-Autoren jedglicher Gattung geben - die augenblickliche Überheblichkeit der Verlage wird nicht lange vorhalten.

Montag, 30. Mai 2011

I.7 - Der 'grüne Zweig'

€ 0,26 bekomme ich für jeden Download dieses Buches. Es sei denn, ein Buchpirat lädt es hoch. Dann bekomme ich nichts (= € 0,00). Die augenblickliche Situation ist trostlos für mich. Ein 'grüner Zweig' ist nicht in Sichtweite.

Immerhin kostet mein Ebook nur € 0,86. Das ist ein kleiner Lichtblick. Eine Kleinstsumme tut nicht weh und hält viele davon ab, das Angebot der Buchpiraten anzunehmen. Auch bei den Buchpiraten ist das Hochladen von Ebooks, die fast umsonst sind, unüblich. Die Kleinstsumme steht also einer großen Anzahl von Downloads nicht im Weg. Unter den Ebook-Top-20 in Amerika sind mehrere bis dahin unbekannte Autoren mit $ 0,99 als Preis - sehr zum Ärger der Platzhirsche.

Ich veröffentliche das Ebook und habe - sagen wir mal - 100 Downloads. Verdient habe ich € 26,00 - mehr nicht. Dadurch wird mein Blog bekannter. Auf diesem schalte ich Werbung und einen Flattr-Button. Wieder Kleinbeträge, die dann eingehen.

Mein nächstes Ebook verkaufe ich für € 2,60, für die ich € 1,82 (70 % Tantieme) erhalte.  Jetzt bekomme ich etwa soviel, wie ein Autor für sein € 9,99-Papierbuch bekommt. Wir hatten vergessen, dass Papierbuch-Autoren fast nichts bekommen, der Rest geht drauf: für den Verlag, den Buchhandel, die Ladenmiete, die verschiedenen Dienstleister.

Das erste Buch hat mich eine bisschen bekannt gemacht. Das zweite Buch macht mich noch bekannter, hat  500 Downloads und höhere Werbeeinnahmen zur Folge. Bei € 1.000,- bin ich jetzt - immerhin. Nicht abwegig, dass ich bei dem dritten Buch zufrieden mit dem Ertrag bin. Weil ich nur mit Amazon teile, bekomme ich für einen Download relativ viel Geld. Weil der Preis niedrig ist, habe ich viele Downloads.

Nicht wenige der Platzhirsche werden über kurz oder lang bei Amazon, Google, Apple anheuern und Verlage und Buchhandel komplett umgehen. Ein € 19,90-Papierbuch, das sich 10.000 mal verkauft, ist ein Bestseller. Ein Autor bekommt dafür etwa € 40.000 - wohlgemerkt für einen Bestseller! Er kann sein Werk für € 5,70 anbieten, wenn er dieselbe Summe bei Amazon erwirtschaften will. Vermutlich wird er dann deutlich mehr Leser finden, weil sein Werk nur etwa 1/4 kostet.

An dem Beispiel vom unbekannten Schriftsteller und vom Bestsellerautor zeigt sich, welche finanziellen Möglichkeiten das Selfpublishing bietet. Der unbekannte Autor hat die Chance, sich selbst schrittweise bekannt zu machen. Einen seriösen Verlag mit langem Atem - der es nicht auf die Vorauskasse abgesehen hat - hätte er nicht gefunden. Der bekannte Autor profitiert von seinem Werk, weil er nicht mit Agent, Lektor, Drucker, Buchhändler, Kreditgeber, Ladenlokalbesitzer teilen muss. Da ist er - mein 'grüner Zweig'!

Sonntag, 29. Mai 2011

I.7 - € 0,86 - mehr nicht ?!

€ 0,86 wird dieses Ebook kosten. Das ist der Mindestpreis bei Amazon. Darunter geht es nicht. Die Tantiemen, die ich bekomme, sind 35 % (= € 0,26), nicht 70 % wie bei Ebooks, die mit mindestens mit € 2,60 angeboten werden.

Welchen Preis kann ich verlangen? Stellen wir zuerst die Frage, wieviel das Schreiben eines bekannten Schriftstellers im Internet wert ist. Davon ausgehend lässt sich besser einschätzen, welchen Wert das Schreiben eines unbekannten Autoren hat.

Der neue Nele Neuhaus-Bestseller kostet als Ebook € 12,99. Schön und gut - kostet er tatsächlich soviel? Machen wir die Probe. Wir googlen Nele Neuhaus Wer den Wind sät Ebook und finden bei den ersten fünf Ergebnissen: 3 x den Preis von € 12,99 und 2 x den Preis von € 0,00. Wer aber gibt € 12,99 für ein Buch aus, das er in gleicher Qualität für piratenmäßige € 0,00 bekommen kann? Vermutlich sehr wenige. Also liegt der real erzielte Preis pro Download für den Nele Neuhaus-Krimi vermutlich bei € 3,00 - nicht höher.

Das ist ein bisschen Kaffesatzleserei - ähnlich des Ausmaßes der Schwarzarbeit in Deutschland. Eine 'schwarze' Größe lässt sich nicht seriös schätzen. Trotzdem: Der Anteil der Ebooks an den legalen Buchverkäufen ist in Deutschland sehr gering. Auf der anderen Seite sind die Ebook-Reader teilweise ausverkauft. Was machen die Leute aber mit den vielen Ebook-Readern, wenn sie nicht Ebooks lesen? Eben - sie lesen die illegalen Ebooks! Meine Schätzung, dass Nele Neuhaus nicht mehr € 3,00 pro Download erzielt, ist von daher nicht ganz unbegründet.

Wenn eine bekannte Autorin wie Nele Neuhaus nur € 3,00 für ihr Ebook pro Download bekommt, dann ist der ausgerufene Preis von € 0,86 für das Ebook eines unbekannten Autoren reichlich hoch. Welchen Preis kann ich verlangen? Die Antwort zu der Frage von oben lautet: Vernünftigerweise dürfte ich - solange ich unbekannt bin - nicht mehr als € 0,00 für mein Ebook verlangen.

Samstag, 28. Mai 2011

I.6 - Fake-Ich oder Klar-Ich ?

Peter Marnet ist ein Fake-Name, erstellt mit einem VPN-Server, soviel vorneweg. Nicht einmal Amazon weiß, wer Peter Marnet ist. Dagegen eine Indie-Bloggerin wie XY versteckt sich nicht. Vom Foto bis zur Anschrift ist alles vorhanden. Das sind die Grenzen, zwischen denen alles möglich ist.

XY hat gute Gründe, sich nicht zu verstecken. So offen, wie sie im wirklichen Leben auftritt, so offen tritt sie im Internet auf. Das wirkt sympathisch. Eine solche Person ist ansprechbar. Sie kann ihre verschiedenen Auftritte bei Facebook, Twitter und den Blog-Links als XY koordinieren. Jeder kann ihre Blogbeiträge kommentieren. Sie kann ihren Bekanntheitsgrad nach und nach erhöhen.

Peter Marnet ist nicht ansprechbar. Es gibt keinen Account in den sozialen Medien. Allein über die Mail-Adresse ist ein Kontakt möglich. Meinen Bekanntheitsgrad kann ich so nicht erhöhen.

Ebooks schreiben und Kontakt zu den Lesern halten sind zwei Dinge. Gehören sie nicht zusammen? Nun ja, am Anfang schon. Die Indie-Szene ist eine Baby-Szene, gerade mal geboren, eigentlich ein 'Frühchen', noch im Brutkasten von Amazon. Zu diesem Zeitpunkt tut ein Indie-Autor gut daran, einen Kontakt zu den wenigen Lesern herzustellen. Das ist richtig, wenn aus 10 Lesern 100 Leser werden sollen.

Was aber ist - und das geht viel schneller! - wenn aus 100 Lesern 1.000 Leser werden? Wer dann Kontakt halten will, kann nicht beides leisten: Schreiben und Kontakt halten. Der Zeitaufwand ist viel zu groß. Klare Sache also: Wer viel Zeit für das Schreiben braucht oder wenig Zeit zum Schreiben hat, sollte sich gut überlegen, wieviel Kontakt er zulässt. Diese Überlegung sollte am Anfang stehen.

Wenn XY 100 Leser hat, dann werden - sagen wir mal - fünf davon einen netten Kontakt zu ihr herstellen. Wenn sie 1.000 Leser hat, weil aus dem Frühchen ein dralles Babykind geworden ist, dann hat sie ein neues Problem: Unter den 53 Lesern, die dann Kontakt mit ihr herstellen wollen, ist mindestens ein Vollpsychopath und zwei, die auf bestem Wege sind. Diese haben einen siebten Sinn selbst für die kleinste Internet-Bühne!

Dann muss sie die Kommentarfunktion ganz deaktivieren oder jeden Kommentar zulassen. Einzelne Kommentare zu löschen, ist nicht möglich. Gerade diese Leute sind im Internet zuhause und würden  alle Kanäle für eine Zensur-Kampagne nutzen. Dann wird der Vollpsychopath zum Endpsychopath und die Indie-Autorin zum Nervenwrack!

I.5 - Welche Schleier soll es sein ?

Ein paar Kleinigkeiten zur Technik des Verschleierns im Internet:

Grundlage allen offenen Verkehrs im Internet ist meine IP. Auf der Seite wieistmeineip.de kann ich sehen, was an jeder Schaltstelle von mir zu sehen ist. Selbstverständlich lässt sich über meinen Internet-Provider meine Identität abfragen. Jeder meiner vielen Schritte im Internet ist sichtbar.

Grundlage allen anonymen Verkehrs im Internet ist ein VPN-Server wie zum Beispiel hidemyass.com. Wenn ich mich ins Internet einwähle, gehe ich erst durch den 'Tunnel' des VPN-Servers. An dessen Ende wird mir eine andere Identität zugewiesen. Damit bin ich unsichtbar geworden.

Es gibt vier Möglichkeiten, wie ich mit meiner Identität als Schriftsteller umgehe:

1. Ich erstelle über einen VPN-Server z.B. einen neuen Googlemail-Account mit erfundenen Daten, mit dem ich mich bei Amazon anmelde und mein Buch hochlade. Damit bin ich - auch für Amazon - komplett unsichtbar.

2. Ich erstelle ohne VPN-Server einen Googlemail-Account mit erfundenen Daten. Für Amazon bin ich unsichtbar, aber meine Identität ließe sich bei meinem Internet-Provider erfragen.

3. Ich benutze meinen eigenen Mail-Account und gebe beim Hochladen des Buches ein Pseudonym als Autor an. Damit bin ich für Amazon sichtbar, aber für niemanden sonst.

4. Ich benutze meinen eigenen Mail-Account und meinen Namen für die weitere Anmeldung. Damit bin ich für jeden sichtbar.

Für eine von diesen vier Möglichkeiten muss ich mich vor dem Hochladen meines Buches entscheiden.

Freitag, 27. Mai 2011

I.4 - Blog oder Ebook?

Dieser Blog wird kapitelweise zu einem Ebook. Dann werde ich um über meine ganz praktischen Erfahrungen mit dem Selfpublishing bloggen. Das veröffentlichte Ebook wird ergänzt und nachveröffentlicht.

Dies zeigt die neuen Möglichkeiten, die sich uns Selfpublishern bieten. Im Augenblick schreibe ich einen Thriller, den ich vorab nicht veröffentlichen will, weil viel nachzuarbeiten ist. Mit ein wenig Routine, mit  Übersicht ist aber durchaus vorstellbar, dass selbst ein Roman kapitelweise in einem Blog vorveröffentlicht wird.

Ich spreche hier von neuen Möglichkeiten, die aber so neu eigentlich nicht sind. Sie sind einfach vergessen worden: Viele Schriftsteller des 19. Jahrhunderts haben ihre neuesten Werke - nicht den Nach-Taschenbuch-Aufguss - in Tageszeitungen veröffentlicht. Die haben wirklich jeden Tag ein Kapitel neu geschrieben, sonst wären sie verhungert!

Kurze Texte, Erzählungen, Reiseberichte sind perfekt zum Bloggen. In meinen Blog kann ich auch mediale Inhalte wie Kurzfilme, Bilder oder Karten einbringen, die ich im Ebook nicht verankern kann. Eigenes Hintergrundmaterial, Links, Kommentare fassen das Ebook wie in einem zweiten Rahmen ein. Im Ebook selbst wird auf die Blog-Adresse verwiesen.

Mag am Anfang unserer Schriftstellerei vermessen klingen. Nach ein paar Werken aber wird durchaus Interesse bestehen. Der Blog ist umsonst. Alles, was im Internet umsonst ist, wird gerne angeklickt. Jemand, der unentschlossen ist, kann sich vor dem Download im Blog ein wenig nach uns umsehen. Werke, die nicht mehr runtergeladen werden, können hier umsonst als Einstieg angeboten werden.

Der Blog sammelt alles über mich ein. Hier habe ich einen zentralen Link, der zur mir führt, ob von Facebook, Twitter oder meinen und anderen Blogs. Nebenbei kann ich hier auch über Flattr die Besucher anbetteln. Hätte Charles Dickens diese Möglichkeit gehabt, er hätte sie sicherlich genutzt!

Solange die FAZ oder Spiegel Online nicht über mich berichten, kann ich mich bloggend als die Person hinter dem Schriftsteller darstellen. Ich kann Interviews mit mir selbst führen, ich kann eine Biographie schreiben, ich kann mir Preise verleihen - was immer mir einfällt. Der Wahrheitsgehalt ist nebensächlich. Ein erfundener Schriftsteller, der über erfundene Personen schreibt - warum nicht? Die Internet hat wenig Geduld mit Langeweilern. Witzig muss es sein, wahr kann es sein!

Mittwoch, 25. Mai 2011

I.3 - Text, Text, Text

Mein Buch erscheint im Epub-Format. Es ist das perfekte Fließtextformat. Das bisherige amazoneigene Format Mobi unterscheidet sich nicht wesentlich von diesem Standartformat. Epub zeichnet sich dadurch aus, dass es sich der jeweilige Größe des Ausgabegerätes (Ebook-Reader, Tablet-PC, Handy) anpasst.

Mein Worddokument wird von mir in Epub umgewandelt (dazu später) und ist dadurch auf jedem Ausgabegerät einwandfrei lesbar. Dies ist eine immense Erleichterung. Schwierigkeiten bereiten Fotos, Tabellen, Rahmen etc. - alles Dinge, die einen festen Platz und eine feste Größe im Dokument einnehmen, also nicht fließen.

Für das Selfpublishing eignen sich Texte ohne weitere Anreicherungen. Wenn ich nicht ein halbes Dutzend Abstimmungsschwierigkeiten bekommen will, muss ich mir mein Buch als reinen Text in einheitlicher Schriftgröße vorstellen können. Kinderbücher, Fachbücher, Comics etc. eigenen sich nicht für das Selfpublishing. Wer Bilder, besondere Schriften, sichtbare Strukturen benutzen will, schreibt am besten im starren PDF-Format, dass eine Verwandlung in Epub nicht zulässt. Eine professionelle Unterstützung wird dabei nötig sein.

Bleiben nicht viele Möglichkeit für's Selfpublishing: Von der Kurzgeschichte bis zum Roman, von der kurzen bis zur langen Lebensbeichte ist alles erlaubt, aber eben nur: Text, Text, Text.

Damit haben wir aber ein Problem: Wir leben in einer anderen Welt: Bild, Bild, Bild. Wer liest noch drei Sätze in Folge? Musik ohne Video ist mutig! Text ohne Buntes unzumutbar! Da stehen wir nun mit unseren Möglichkeiten in einer Welt von Bildern. Wir haben ein elegantes, kompatibles Format und auch ein richtig großes Problem.

Wenn wir überhaupt mit Lesern in Kontakt treten wollen - und ich rede nur von Blickkontakt - dann müssen wir Textleute uns den Bildmenschen anpassen. Dann müssen wir kurze Sätze gebrauchen. Dann müssen wir eine bildreiche Sprache benutzen. Dann muss das Erzählte den Erzählten sofort packen. Wenn wir nicht nach 10 Sekunden im Kopf des Lesers drin sind, dann bleiben wir draußen.

Von dieser Annahme gehe ich aus. Was unseren Text auszeichnen muss, werde ich dementsprechend herausarbeiten.

Montag, 23. Mai 2011

I.2 - Nachgestelltes Vorwort

Seit 05.2011 kann sich jeder Autor direkt an die Leser wenden, indem er sein Buch als Ebook bei Amazon im Selfpublishing-Portal hochlädt. Die Verlagsebene, die entweder alles ungelesen zurückschickte oder höflich um Vorauskasse bat, gehört der Vergangenheit an. Damit haben sich die Bedingungen des Schreibens völlig geändert. Zwischen Schreiben und Lesen steht nicht mehr der Buchdruck. Leser und Autor sitzen in demselben Raum an demselben Schreibtisch.

In diesem Buch beziehe ich mich auf die Möglichkeiten, die das Kindle-Selfpublishing bei Amazon bietet. Verlage wie Droemer Knaur mit neobooks.com, die jetzt auf den Zug aufspringen sind, lasse ich beiseite liegen. Groß ist der Unterschied nicht. Für mich ist Selfpublishing gleich AmazonGoogle, Apple werden in diesem Bereich zukünftig auch eine Rolle spielen, sicherlich nicht die deutschen Verlage.

Dies Buch wendet sich an die Autoren, welche die neuen Möglichkeiten nutzen wollen, um ihren Roman, ihre Kurzgeschichtensammlung auszuarbeiten und zu veröffentlichen. Manches wird in der Schublade liegen, einiges im Hinterkopf. Für jeden Autor, für jeden, der gerne schreiben würde, wird ein Traum wahr.

Noch sind technische Hürden zu nehmen. Vornweg gesagt, diese Hürden sind sehr niedrig, seit sich Amazon dem gängigen Epub-Format geöffnet hat. In welchem Format fange ich mein Buch an? Wie behandele Kapitel, Text? Alles Fragen, auf die ich eingehen werden. Wobei ich es möglichst einfach halten will. Wichtig für einen Autor ist das Schreiben selbst, nicht das Formatieren. Das ist meine Haltung.

Auch sehe ich zwischen einem gedruckten Buch und einem Ebook große Unterschiede, was den Stil betrifft. Diese will ich ausarbeiten. Manches wird kontrovers sein. Einige Beispiele: Im Internet sind Rechtschreibfehler fast Stilmittel, Kürze ist vorzuziehen, stilistische Freiheiten sind unterhaltsam.

Unterschiede sehe ich auch bezüglich des Inhalts. Die Leser sind flüchtig, sprunghaft, abgelenkt. Wir schreiben nicht für verkaterte Germanisten, sondern für Leser, die auch Musikhörer oder Filmegucker sind. Was langweilt, hat keine Chance. Die zweite Bedeutungsebene wird nicht mehr wahrgenommen. Der Erzählfluss ist wichtiger als das Konstrukt. Die geistigen Besitzverhältnisse sind eindeutig geregelt: Es gibt keine! Alles Dinge, die ein Ebook von einem Papierbuch unterscheiden.

Jede Zeit hat ihre Bücher. Unsere digitale Zeit hat die Bücher gerade entdeckt. Noch nie waren die Autoren so frei! Vergesst die trostlose Nachhut der Papierbücher: die Besprecher, die Schnelldeuter, die Tabuzonen-Kartografen, legt einfach los! Dies Ding ist wirklich neu!

Sonntag, 22. Mai 2011

I.1 - Drei Arten von Autoren

Verächtlich betrachtet die Buchindustrie das neue Kindle Selfpublishing Forum von Amazon. Verletzung des geistigen Eigentums wird denen unterstellt, die bei der Veröffentlichung ihres Buches die Verlage überspringen.

Um diese Vorwürfe einzuordnen, will ich drei Arten von Autoren bei den Buchverlagen unterscheiden:

Zum ersten gibt es die Autoren, deren Buch wirklich neu ist. David Forster Wallace hat mit "Unendlicher Spaß" ein Buch geschrieben, das es vorher noch nicht gab. Die Zahl dieser Autoren ist sehr klein.

Zum zweiten gibt es Autoren, die nur ein wirklich neues Werk geschrieben haben und alle weiteren Bücher bei sich selbst abschreiben. Beispiele sind Günter Grass mit der "Blechtrommel". Aber auch viele Bestseller-Autoren schreiben eigentlich nur ein originelles Buch, der Rest fällt unter Verletzung des eigenen Copyrights. Die Gruppe dieser Autoren ist trotztdem überschaubar.

Das Verlagsangebot besteht hauptsächlich aus der dritten Gruppe der Autoren. Diese schreiben komplett alles ab, versuchen Stil, Konstrukt und Handlung ein wenig abzuändern, um nicht aufzufallen. Ist eigentlich wie in der Schule, wo ich in der Klassenarbeit nicht wortwörtlich bei meinem Tischnachbar abschreiben sollte. Die Gruppe dieser Autoren ist riesig. Sie arbeiten kaum anders als Übersetzer. Von der x-ten Vampirserie, zur eingedeutschten Pathologin bis zum entschwedeten Kommissar - Beispiele kennt jeder zuhauf.

Ein Selfpublishing-Autor dürfte - zumindest anfänglich - der dritten Gruppe zuzurechnen sein. Wir Selfpublishing-, Epublishing- oder Indie-Autoren (alle 3 Begriffe bezeichnen dieselbe Sache) sollten geistiges Eigentum wie die Buchverlage respektieren - nämlich gar nicht.  Das geistige Eigentum wird von den Verlagen so massenhaft und systematisch verletzt, dass es uns erlaubt ist, vorhandene Werke und Ideen zu benutzen.