Montag, 12. September 2011

Amazon: Eine Ebook-Flatrate gegen die Buchpiraten

Wie das Wall Street Journal berichtet, plant Amazon für seine 'Prime'-Kunden eine Flatrate. Diese soll die Ebooks der 'Backlist', also alles unterhalb der Neuerscheinungen umfassen.

Das macht durchaus Sinn. Diese Bücher sind nicht mehr brennend aktuell. Vorbild sind die Online-Videotheken, wo die Filme rasch in Zweitverwertung kommen. Wenn wir das avisierte Google Books dazurechnen, wird ein seit Anfang der Buchdigitalisierung geträumter Traum wahr: Jedes Buch, das jemals geschrieben wurde, wird jederzeit an jedem Ort von jedem (da bezahlbar) gelesen werden können.

Es sei hier einmal darauf verwiesen, dass die Visionen, die Taufpaten des Ebooks waren, alle umgesetzt wurden. Wir sollten nicht von Visionen sprechen, eher von Strategien. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe verfolgen Amazon und Google ihre Strategie.

Weder spielen die Buchverlage eine Rolle in ihren Planungen, noch die Buchpreisbindung, noch der Buchhandel, noch die Bücher auf Papier. Ihr glaubt, diese Ziele werden sie nicht erreichen? Mit der geplanten Einführung einer Ebook-Flatrate sind die Bibliotheken auf einen Schlag überflüssig geworden. Dieser Schritt ist vollzogen.

Mit Bestseller-Autoren, die 'indie' werden, verlieren die Verlage ihrer Lebensgrundlage. Mit einer Ebook-Flat fällt automatisch die Buchpreisbindung. Eine Ware, die nachgefragt am ersten Tag dasselbe kostet wie vergessen nach 10 Jahren, ist eine Kuriosität, eine Clownerie, mehr nicht. Das buchpreisgebundene Papierbuch wird mit den Buchhändlern verschwinden. Es wird eine Randexistenz führen wie die Schallplatte. Soviel zur Strategie.

Ich will euch nicht euren Restglauben nehmen, aber anerkennen werdet ihr, dass die Strategie passt.

Das größte Hindernis für Amazon stellen die Buchpiraten dar. Nicht nur sind sie der große Gegenspieler, nein, sie werden auch als solcher wahrgenommen, davon bin ich überzeugt. Die Buchpiraten bieten seit langem, sehr erfolgreich eine Ebook-Flat an. Mit Amazon haben die Buchpiraten erstmals einen gleichwertigen Gegenspieler.

Der Ausgang dieser Auseinandersetzung ist für mich offen. Da Ländergrenzen überholt sind, wird kein Gesetzgeber wirkungsvoll zu Hilfe eilen können. Amazon muss tatsächlich bei der Qualität des Angebots gleichziehen. Wenn der Preis stimmt, werden viele User der Piratenboards - die der lesenden, der sozial gutgestellten Bürgermitte zugehörig sind - ihren Anbieter wechseln.