Montag, 23. Mai 2011

I.2 - Nachgestelltes Vorwort

Seit 05.2011 kann sich jeder Autor direkt an die Leser wenden, indem er sein Buch als Ebook bei Amazon im Selfpublishing-Portal hochlädt. Die Verlagsebene, die entweder alles ungelesen zurückschickte oder höflich um Vorauskasse bat, gehört der Vergangenheit an. Damit haben sich die Bedingungen des Schreibens völlig geändert. Zwischen Schreiben und Lesen steht nicht mehr der Buchdruck. Leser und Autor sitzen in demselben Raum an demselben Schreibtisch.

In diesem Buch beziehe ich mich auf die Möglichkeiten, die das Kindle-Selfpublishing bei Amazon bietet. Verlage wie Droemer Knaur mit neobooks.com, die jetzt auf den Zug aufspringen sind, lasse ich beiseite liegen. Groß ist der Unterschied nicht. Für mich ist Selfpublishing gleich AmazonGoogle, Apple werden in diesem Bereich zukünftig auch eine Rolle spielen, sicherlich nicht die deutschen Verlage.

Dies Buch wendet sich an die Autoren, welche die neuen Möglichkeiten nutzen wollen, um ihren Roman, ihre Kurzgeschichtensammlung auszuarbeiten und zu veröffentlichen. Manches wird in der Schublade liegen, einiges im Hinterkopf. Für jeden Autor, für jeden, der gerne schreiben würde, wird ein Traum wahr.

Noch sind technische Hürden zu nehmen. Vornweg gesagt, diese Hürden sind sehr niedrig, seit sich Amazon dem gängigen Epub-Format geöffnet hat. In welchem Format fange ich mein Buch an? Wie behandele Kapitel, Text? Alles Fragen, auf die ich eingehen werden. Wobei ich es möglichst einfach halten will. Wichtig für einen Autor ist das Schreiben selbst, nicht das Formatieren. Das ist meine Haltung.

Auch sehe ich zwischen einem gedruckten Buch und einem Ebook große Unterschiede, was den Stil betrifft. Diese will ich ausarbeiten. Manches wird kontrovers sein. Einige Beispiele: Im Internet sind Rechtschreibfehler fast Stilmittel, Kürze ist vorzuziehen, stilistische Freiheiten sind unterhaltsam.

Unterschiede sehe ich auch bezüglich des Inhalts. Die Leser sind flüchtig, sprunghaft, abgelenkt. Wir schreiben nicht für verkaterte Germanisten, sondern für Leser, die auch Musikhörer oder Filmegucker sind. Was langweilt, hat keine Chance. Die zweite Bedeutungsebene wird nicht mehr wahrgenommen. Der Erzählfluss ist wichtiger als das Konstrukt. Die geistigen Besitzverhältnisse sind eindeutig geregelt: Es gibt keine! Alles Dinge, die ein Ebook von einem Papierbuch unterscheiden.

Jede Zeit hat ihre Bücher. Unsere digitale Zeit hat die Bücher gerade entdeckt. Noch nie waren die Autoren so frei! Vergesst die trostlose Nachhut der Papierbücher: die Besprecher, die Schnelldeuter, die Tabuzonen-Kartografen, legt einfach los! Dies Ding ist wirklich neu!