Träume ich oder wache ich? Schon wieder eine Revolution? Ich glaube, ja.
Ein Sachbuch wird mit jeder Auflage stufenweise einem veränderten Wissensstand angepasst. Selbst ein Fachbuch - von der Persönlichkeit des Autors geprägt - wird für eine neue Auflage umgeschrieben. Nur belletristische Werke sind unveränderlich auf das holzige Papier gebannt.
Muss das sein? Ein digitales Buch kennt keine Auflage, lässt sich stufenlos umarbeiten. Warum also diese Möglichkeit nicht nutzen? Die Postings eines Blogs sind die Kapitel eines Buches. Dieser Blog ist nichts anders als die übergangslose Zwischenfassung meines Buches. Mein nächster Buchblog wird ein Thriller sein. Belletristik ist sicherlich schwieriger, setzt eine klare Struktur voraus, ein paar Vorgedanken - ist aber einen Versuch wert.
Die Bedingungen des Schreibens haben sich geändert. Wenn mich die Leser beim Schreiben des Buches begleiten, kann ich mir Irrwege ersparen. Das setzt voraus, dass ich weiß, was ich will. Eigentlich sollte ich in groben Zügen wissen, wie mein Buch aussehen soll. Davon sollte ich mich nicht abbringen lassen. Wenn die Leser alle Mauern einreissen können, dann können sie meine Burg schleifen. Ein On-the-Blog-Autor muss darauf gefasst sein, von der ersten Zeile an Widerspruch zu ernten. Am Ende - falls er nicht überrannt wurde, falls von den Mauern noch Reste stehen - wird sein Buch besser sein, nicht schlechter.
Das Wort des Lesers hat Gewicht, weil es von den anderen Lesern gesucht wird. Die Kundenrezensionen bei Amazon haben die - durch Werbung bezahlten - Buchkritiken überflüssig gemacht. Ein Werk, das von den Lesern nicht mehr als 2 Sterne bekommt, ist unverkäuflich. Die Kritik an einem Papierbuch ist immer endgültig. Im Fall der Digitalbücher ist Kritik aber ist kein Fallbeil mehr, weil ein Umschreiben, eine Revision jederzeit möglich ist. Wenn die Leser solchen Einfluss haben, warum gebe ich nicht nach, ehe es zu spät ist. Diese Flexibilität ist ein Vorteil, kein Nachteil.
Unsere Leser erleben jede Veränderung am Buch bloglive mit. Es wird eine sich austauschende Form des Lesens entstehen. Diese Dinge kommen aus dem Nichts. Auch die Leser werden lernen müssen, wo 'ihr' Autor Unterstützung und Lob braucht. Ich sollte keine Angst wecken: Die übergroße Mehrheit der Beiträge wird schwammig, aber positiv sein. 90 % der negativem Beiträge werden sehr hilfreich sein, 10 % der Kommentare sind schlichtweg eitel und destruktiv. Es wird Zeit brauchen, aber am Ende wird euch der Leser nicht mehr mit dem Holzhammer gegenüberstehen, sondern mit Blumenstrauß und Nagelfeile.
Halt! Nur keine Angst vor destruktiven Beiträgen! Die Leser gehen gegen egomanische Zerstörer sehr entschieden vor. Diese oft heftigen Auseinandersetzungen werden als 'Flamewar' bezeichnet. Grundsätzlich sei gesagt: Ich habe als Autor in den Leserkommentaren nichts zu suchen. Da sollte ihr euch auf keinen Fall selbst einschalten. Lasst die Kommentare laufen. Die Grundregel ist: Die Unterstützung kommt immer dann, wenn euch die Tränen bereits in den Augen stehen.
Habe ich das alle zu Ende gedacht? Das Schreiben als Duo - durchaus üblich bei den Historischen Roman - bietet sich geradezu an. Das Schreiben einer Serie von verschiedenen Autoren ist möglich. Es gibt nichts zu teilen - warum sollten wir uns nicht richtig gut vertragen? Zusammenarbeit mit den Lesern ist möglich. Ihr könnt Vorschläge sammeln, wenn ihr nicht weiterkommt. Das kann so weit gehen, dass ein Autor bewusst das Ende weglässt. Er lässt seine Leser ein Buch zu Ende schreiben. Am Ende steht eine Leserabstimmung im Sinne von: Ein-Thriller-sucht-seinen-Autor!
Von einem bin ich fest überzeugt: Wo wir jetzt staunend vor den neuen Möglichkeiten stehen, werden wir in zwei Jahren nicht glauben wollen, welche Möglichkeiten wir übersehen haben.
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