Sonntag, 5. Juni 2011

I.12 Wo ist mein Team?

Ich gebe zu, wir blicken schon in die Zukunft. Die Gegenwart ist trostlos und entmutigend. Nirgendwo eine Seele, die mich lesen will. Nur am Samstag abend ein paar Surfer, die meinen Blog anklicken. Nicht jeder wird völlig nüchtern sein, der hier landet. An manchen Tagen schaut nicht einmal der Google Crawler vorbei. Was rede ich da von einem Team, das mir zur Seite steht?

Für die einen Autoren ist es selbstverständlich, die anderen schütteln ungläubig den Kopf: Auf allen Ebenen, in den vielen Boards des Internets bekommt ihr zu jedem Thema Hilfe. Jeder, der ein Problem hat, findet jemanden, der ihm hilft. Je mehr ihr euch auskennt, desto hochkarätiger ist die Unterstützung. Ungnädig sind die Helfer nur mit denen, die sich absichtlich blöd anstellen oder einfach nur bequem sind. Voraussetzung ist oft die Mitgliedschaft in einem dieser Boards. Kostet nichts, dient dem Zweck, die Themen zu ordnen, die Verantwortlichen festzulegen, den Kontakt untereinander zu erleichtern.

In kürzester Zeit wird es ein Indie-Forum geben. Das Neue, Spontane zu organisieren - darin ist das Internet wirklich gut. Die Boards entstehen auf Grundlage einer einheitlichen Board-Software, die für alle gleich ist. Daher unterscheiden sich viele Boards nur in der Farbe, in den Kategorien und im Grad der Illegalität. Der ganze sonstige Aufbau ist vorgegeben. Ein einzelner kundiger User reicht, um ein Board zu erstellen. Speicherplatz gibt es anfangs umsonst, später für kleines Geld. Ein Indie-Forum wäre ein  legales Forum - keine Notwendigkeit also, russische Server zu benutzen, sich in Panama zu registrieren und hinter jedem Kontakt einen Rechtsanwalt zu vermuten. Amazon-Werbung könnte geschaltet werden. Für die Einnahmen reicht das gute, ehrliche Postbankkonto. Jeder könnte mitmachen. Daher: Ein Indie-Forum wird sehr bald kommen!

Was ein Lektor leistet, können auch die Leser leisten. Als die Buchpiraten die Bücher noch eingescannt haben - lange bevor die Verlage den Digitaldruck entdeckten  - waren Scannen, Rechtschreibprüfung und Korrektur drei Vorgänge, an dessen Ende ein - oft perfektes - Ebook stand. Die Gruppen gingen arbeitsteilig vor. Die Arbeit wurde nach Aufwand, aber auch nach Fähigkeit verteilt. Es gab Meister, Gesellen und Lehrlinge. Niemand wurde ausgelacht, wenn er sich ernsthaft bemühte. Jeder konnte und wollte aufsteigen. Nebenbei gab es nur Ebooks zu lesen, wenn ich selbst Ebooks für andere erstellte - auf welcher Ebene auch immer.

Wir Indie-Autoren werden auf Leser treffen, die auch mit dem Gedanken spielen, 'independent' zu schreiben. In den verschiedenen Stadien unseres Buches ist Mitarbeit und Mitsprache möglich und von Vorteil. Das gilt für Formatierung und Rechtschreibung, aber auch für den Aufbau und die Idee des Buches. Hier geht es um Mitarbeit, die über punktuelles Kommentieren hinausgeht. Aber auch unsere Mitsprache wird erwünscht sein und einforderbar sein. Stellt euch also darauf ein, selbst Hilfe zu leisten. Für jemanden, der nur von der Arbeit der anderen profitiert, gibt es das Wort 'Leecher' - eine in gewissen Kreisen 'tödliche' Beleidigung. 

Wie die Verlage werden wir in Teams arbeiten können. Wir haben die gleichen Bedingungen, wenn wir wollen. Den Buchpiraten wird von Fachleuten eine - für die Verlage - erschreckend professionelle Qualität nachgesagt. Warum soll dies nicht für Indie-Autoren gelten?