Sonntag, 5. Juni 2011

I.13 Es gibt Dinge, die es nicht gibt

Buchpiraten!? Die gibt es nicht. Falls es sie doch gibt, dann wegschauen und das Thema wechseln! Das Internet von außen und das Internet von innen: Zwei Wirklichkeiten, die wenig gemeinsam haben. Uns Autoren im digitalen Eigenverlag gibt es nur durch das Internet. Mit dem Wegschauen ist anderen gedient, uns nicht. Wir sind Teil des Internets mit allen seinen Freiheiten, Respektlosigkeiten, seiner Unmoral und den Zonen, die es nicht gibt.

Dass wir digitalen Autoren eine andere Art von Büchern schreiben müssen, leite ich in all diesen Kapiteln aus unserem Umfeld her. Wir sollten den Tabubruch zum Stilelement machen. Wir können an Aufmerksamkeit gewinnen, was wir im Außenfeld des Internets an Respaktibiltät verlieren. Die Internetuser sind einiges gewöhnt. Kein Spieleentwickler, der nicht in Auseinandersetzung mit anderen Spielen seine Ideen entwickelt. Die Kids geben den Ton an, nicht die Produzenten. Wir befinden uns mit unseren Ebooks in einem Umfeld, dass süchtig nach Grenzüberschreitung ist.

Uns sollte klar sein, dass es in den Piratenboards bei den Ebooks und Audiobooks eigentlich nur 4 Genres gehen: Vampirromane, Fantasy, Liebesromane (junge Kreditkartenfrau sucht ehrlichen Lover) und Pornos (meist Soft-SM). Nur interessehalber solltet ihr euch Seiten wie boerse.bz, buecherkiste.org und mygully.com ansehen. Das wollen die Leute lesen! Das Projekt Gutenberg ist wie eine massige Kirche. Es gibt sie zwar, aber keiner geht hin. Wenn wir schreiben, sollten wir zumindest wissen, was die Leute im Netz lesen. Mehr will ich nicht sagen. Ich fordere niemanden auf, über Lustsklavinnen, Erdzwerge und das Berufskolleg >Zaubern und Bluttrinken< zu schreiben.

Ein Papierbuch wird mit der Katze zum Sofa getragen. Frauchen hätte auch einen Ebook-Reader und einen Leguan nehmen können. Immer noch sind die Ebooks (und die Leguane) nicht bei den Leserinnen um die 50 angekommen. Der Buchhandel versteckt die Ebook-Reader geradezu. Illegale Boards findet die Frau um die 50 nur, wenn sie einen Enkel um die 16 hat. Der hat aber extrem wenig Zeit, weil bei Call of Duty der neuste Patch ... Die Tante schaut ihm über die Schulter und glaubt nicht, was sie sieht.

Solange die ältere Generation nicht die Ebooks entdeckt hat, wird sie auch nicht die Self-Publisher entdecken. Schreiben wir einfach eine Zeit lang für die jungen Leute, die geklaute Ebooks, Filme und Games runterladen und - ich fürchte mal - alles gleichzeitig konsumieren.