Buchpiraten!? Die gibt es nicht. Falls es sie doch gibt, dann wegschauen und das Thema wechseln! Das Internet von außen und das Internet von innen: Zwei Wirklichkeiten, die wenig gemeinsam haben. Uns Autoren im digitalen Eigenverlag gibt es nur durch das Internet. Mit dem Wegschauen ist anderen gedient, uns nicht. Wir sind Teil des Internets mit allen seinen Freiheiten, Respektlosigkeiten, seiner Unmoral und den Zonen, die es nicht gibt.
Dass wir digitalen Autoren eine andere Art von Büchern schreiben müssen, leite ich in all diesen Kapiteln aus unserem Umfeld her. Wir sollten den Tabubruch zum Stilelement machen. Wir können an Aufmerksamkeit gewinnen, was wir im Außenfeld des Internets an Respaktibiltät verlieren. Die Internetuser sind einiges gewöhnt. Kein Spieleentwickler, der nicht in Auseinandersetzung mit anderen Spielen seine Ideen entwickelt. Die Kids geben den Ton an, nicht die Produzenten. Wir befinden uns mit unseren Ebooks in einem Umfeld, dass süchtig nach Grenzüberschreitung ist.
Uns sollte klar sein, dass es in den Piratenboards bei den Ebooks und Audiobooks eigentlich nur 4 Genres gehen: Vampirromane, Fantasy, Liebesromane (junge Kreditkartenfrau sucht ehrlichen Lover) und Pornos (meist Soft-SM). Nur interessehalber solltet ihr euch Seiten wie boerse.bz, buecherkiste.org und mygully.com ansehen. Das wollen die Leute lesen! Das Projekt Gutenberg ist wie eine massige Kirche. Es gibt sie zwar, aber keiner geht hin. Wenn wir schreiben, sollten wir zumindest wissen, was die Leute im Netz lesen. Mehr will ich nicht sagen. Ich fordere niemanden auf, über Lustsklavinnen, Erdzwerge und das Berufskolleg >Zaubern und Bluttrinken< zu schreiben.
Ein Papierbuch wird mit der Katze zum Sofa getragen. Frauchen hätte auch einen Ebook-Reader und einen Leguan nehmen können. Immer noch sind die Ebooks (und die Leguane) nicht bei den Leserinnen um die 50 angekommen. Der Buchhandel versteckt die Ebook-Reader geradezu. Illegale Boards findet die Frau um die 50 nur, wenn sie einen Enkel um die 16 hat. Der hat aber extrem wenig Zeit, weil bei Call of Duty der neuste Patch ... Die Tante schaut ihm über die Schulter und glaubt nicht, was sie sieht.
Solange die ältere Generation nicht die Ebooks entdeckt hat, wird sie auch nicht die Self-Publisher entdecken. Schreiben wir einfach eine Zeit lang für die jungen Leute, die geklaute Ebooks, Filme und Games runterladen und - ich fürchte mal - alles gleichzeitig konsumieren.
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Sonntag, 5. Juni 2011
I.12 Wo ist mein Team?
Ich gebe zu, wir blicken schon in die Zukunft. Die Gegenwart ist trostlos und entmutigend. Nirgendwo eine Seele, die mich lesen will. Nur am Samstag abend ein paar Surfer, die meinen Blog anklicken. Nicht jeder wird völlig nüchtern sein, der hier landet. An manchen Tagen schaut nicht einmal der Google Crawler vorbei. Was rede ich da von einem Team, das mir zur Seite steht?
Für die einen Autoren ist es selbstverständlich, die anderen schütteln ungläubig den Kopf: Auf allen Ebenen, in den vielen Boards des Internets bekommt ihr zu jedem Thema Hilfe. Jeder, der ein Problem hat, findet jemanden, der ihm hilft. Je mehr ihr euch auskennt, desto hochkarätiger ist die Unterstützung. Ungnädig sind die Helfer nur mit denen, die sich absichtlich blöd anstellen oder einfach nur bequem sind. Voraussetzung ist oft die Mitgliedschaft in einem dieser Boards. Kostet nichts, dient dem Zweck, die Themen zu ordnen, die Verantwortlichen festzulegen, den Kontakt untereinander zu erleichtern.
In kürzester Zeit wird es ein Indie-Forum geben. Das Neue, Spontane zu organisieren - darin ist das Internet wirklich gut. Die Boards entstehen auf Grundlage einer einheitlichen Board-Software, die für alle gleich ist. Daher unterscheiden sich viele Boards nur in der Farbe, in den Kategorien und im Grad der Illegalität. Der ganze sonstige Aufbau ist vorgegeben. Ein einzelner kundiger User reicht, um ein Board zu erstellen. Speicherplatz gibt es anfangs umsonst, später für kleines Geld. Ein Indie-Forum wäre ein legales Forum - keine Notwendigkeit also, russische Server zu benutzen, sich in Panama zu registrieren und hinter jedem Kontakt einen Rechtsanwalt zu vermuten. Amazon-Werbung könnte geschaltet werden. Für die Einnahmen reicht das gute, ehrliche Postbankkonto. Jeder könnte mitmachen. Daher: Ein Indie-Forum wird sehr bald kommen!
Was ein Lektor leistet, können auch die Leser leisten. Als die Buchpiraten die Bücher noch eingescannt haben - lange bevor die Verlage den Digitaldruck entdeckten - waren Scannen, Rechtschreibprüfung und Korrektur drei Vorgänge, an dessen Ende ein - oft perfektes - Ebook stand. Die Gruppen gingen arbeitsteilig vor. Die Arbeit wurde nach Aufwand, aber auch nach Fähigkeit verteilt. Es gab Meister, Gesellen und Lehrlinge. Niemand wurde ausgelacht, wenn er sich ernsthaft bemühte. Jeder konnte und wollte aufsteigen. Nebenbei gab es nur Ebooks zu lesen, wenn ich selbst Ebooks für andere erstellte - auf welcher Ebene auch immer.
Wir Indie-Autoren werden auf Leser treffen, die auch mit dem Gedanken spielen, 'independent' zu schreiben. In den verschiedenen Stadien unseres Buches ist Mitarbeit und Mitsprache möglich und von Vorteil. Das gilt für Formatierung und Rechtschreibung, aber auch für den Aufbau und die Idee des Buches. Hier geht es um Mitarbeit, die über punktuelles Kommentieren hinausgeht. Aber auch unsere Mitsprache wird erwünscht sein und einforderbar sein. Stellt euch also darauf ein, selbst Hilfe zu leisten. Für jemanden, der nur von der Arbeit der anderen profitiert, gibt es das Wort 'Leecher' - eine in gewissen Kreisen 'tödliche' Beleidigung.
Wie die Verlage werden wir in Teams arbeiten können. Wir haben die gleichen Bedingungen, wenn wir wollen. Den Buchpiraten wird von Fachleuten eine - für die Verlage - erschreckend professionelle Qualität nachgesagt. Warum soll dies nicht für Indie-Autoren gelten?
Donnerstag, 2. Juni 2011
I.9 - 'Copyright' = Recht zur Kopie
Vom Zeitpunkt der Veröffentlichung an besitze ich das Copyright an meinem Werk. So ist das Gesetz. Es schützt mich in dem unwahrscheinlichen Fall, dass jemand ein 1:1-Plagiat von meinem Werk unter seinem echten Namen öffentlich macht und mich davon in Kenntnis setzt. Es ist ein totes Gesetz - eine Debatiervorlage für Ahnungslose!
Jegliche Art von digitaler Ware wird der Internetgemeinde von Heerscharen namenloser Gönner kostenlos zur Verfügung gestellt. Alles was Geld kostet, wird 'enteignet'. Wenn es eine Moral gibt, dann die, dass nichts etwas kosten darf. Ebooks als solche sind sehr kleine Dateien. Sie sind daher besonders schutzlos. Eine gutsortierte Piratenbibliothek von 1.000 und mehr Ebooks kann leicht als 500 MB-Anhang versandt werden. Eine Gegenwehr gibt es nicht. Alle die diversen Schutzmaßnahmen dienen nur den Firmen, die sie entwickeln. Kopierschutz ist für die Piraten kein Hemmnis, für die ehrlichen User ein Ärgernis. Der DRM-Schutz von Adobe ist der Hauptgrund, warum die Ebooks sich so schlecht verkaufen.
Aber nicht nur mit namenlosen Buchpiraten habe ich zu rechnen. Wandelt jemand mein Werk unter seinem Namen nur leicht ab, bin ich machtlos. Zu Zeiten der Schreibmaschine und des Papierdrucks war Abschreiben mühevoll, aufwändig und kostenintensiv. Der Abschreiber war gegenüber dem Abgeschriebenen eindeutig im Nachteil. Das ist heute anders. Mit ein bisschen 'Textverarbeitung' kann meine Abschrift wenige Tage später im Netz stehen, ohne dass ich eine Entdeckung fürchten muss, ohne dass mir Kosten entstanden sind.
Jeder, der digital veröffentlichen will, sollte wissen, dass seine Schöpfung mit der Wahl dieses Mediums allen gehört, eine Abgrenzung von 'eigen' und 'fremd' nicht mehr möglich ist. Er sollte ehrlichen Herzens damit einverstanden sein. Das Internet bietet tolle Möglichkeiten, sich bekannt zu machen. Die Kehrseite ist, dass sich jeder bei jedem bedient. Es ist eine Gemeinschaft - all die Ideen und Schöpfungen sind bereits Gemeinschaftswerken oder werden es.
Wer digital publiziert, sollte sich keine Gedanken machen, sein Werk zu schützen. Ist es nicht eine Anerkennung, wenn meine Ideen aufgegriffen werden? Auch ich habe die Möglichkeit, Ideen aufzugreifen. Es ist ein sich schnell drehender Kreislauf von Ideenklau. Alles kehrt zu sich selbst zurück. Ist es nicht eine schöne Vorstellung, dass ich über kurz lang meine eigenen Ideen klaue!?