Donnerstag, 2. Juni 2011

I.9 - 'Copyright' = Recht zur Kopie

Vom Zeitpunkt der Veröffentlichung an besitze ich das Copyright an meinem Werk. So ist das Gesetz. Es schützt mich in dem unwahrscheinlichen Fall, dass jemand ein 1:1-Plagiat von meinem Werk unter seinem echten Namen öffentlich macht und mich davon in Kenntnis setzt. Es ist ein totes Gesetz - eine Debatiervorlage für Ahnungslose!

Jegliche Art von digitaler Ware wird der Internetgemeinde von Heerscharen namenloser Gönner kostenlos zur Verfügung gestellt. Alles was Geld kostet, wird 'enteignet'. Wenn es eine Moral gibt, dann die, dass nichts etwas kosten darf. Ebooks als solche sind sehr kleine Dateien. Sie sind daher besonders schutzlos. Eine gutsortierte Piratenbibliothek von 1.000 und mehr Ebooks kann leicht als 500 MB-Anhang versandt werden. Eine Gegenwehr gibt es nicht. Alle die diversen Schutzmaßnahmen dienen nur den Firmen, die sie entwickeln. Kopierschutz ist für die Piraten kein Hemmnis, für die ehrlichen User ein Ärgernis. Der DRM-Schutz von Adobe ist der Hauptgrund, warum die Ebooks sich so schlecht verkaufen.

Aber nicht nur mit namenlosen Buchpiraten habe ich zu rechnen. Wandelt jemand mein Werk unter seinem Namen nur leicht ab, bin ich machtlos. Zu Zeiten der Schreibmaschine und des Papierdrucks war Abschreiben mühevoll, aufwändig und kostenintensiv. Der Abschreiber war gegenüber dem Abgeschriebenen eindeutig im Nachteil. Das ist heute anders. Mit ein bisschen 'Textverarbeitung' kann meine Abschrift wenige Tage später im Netz stehen, ohne dass ich eine Entdeckung fürchten muss, ohne dass mir Kosten entstanden sind.

Jeder, der digital veröffentlichen will, sollte wissen, dass seine Schöpfung mit der Wahl dieses Mediums allen gehört, eine Abgrenzung von 'eigen' und 'fremd' nicht mehr möglich ist. Er sollte ehrlichen Herzens damit einverstanden sein. Das Internet bietet tolle Möglichkeiten, sich bekannt zu machen. Die Kehrseite ist, dass sich jeder bei jedem bedient. Es ist eine Gemeinschaft - all die Ideen und Schöpfungen sind bereits Gemeinschaftswerken oder werden es.

Wer digital publiziert, sollte sich keine Gedanken machen, sein Werk zu schützen. Ist es nicht eine Anerkennung, wenn meine Ideen aufgegriffen werden? Auch ich habe die Möglichkeit, Ideen aufzugreifen. Es ist ein sich schnell drehender Kreislauf von Ideenklau. Alles kehrt zu sich selbst zurück. Ist es nicht eine schöne Vorstellung, dass ich über kurz lang meine eigenen Ideen klaue!?