Mittwoch, 15. Juni 2011

II.6 Genremix

Die frühen Vampirromane wie Carmilla und Dracula waren eindeutig erotische Romane, soweit das in der damaligen Zeit darstellbar war. Stephenie Meyer mischte den Vampirroman mit dem Jugendroman. Die Bände von Skullduggery Pleasant sind Fantasy mit Elementen des Italowesterns. Das aktuelle Göttlich verdammt mischt Griechische Mythenwelt ein, die Panem-Bände Polit-Science-Fiction.

Grundlage ist immer der Jugendroman, Beilage jeweils etwas anderes. Stellt euch einen Barmixer vor. Die Drinks unterscheiden sich nach Trinkgefäß, Beilage, Kältegrad, Getränkefarbe, was weiß ich alles. Eine unüberschaubare Vielfalt für den Bargast. Der Barmixer aber hat einen anderen Blickwinkel. Wichtig ist, dass ihr von einem Grundstoff ausgeht. Daraus entwickelt ihr alles wie einen Wurzelbaum weiter. Mischgetränke entstehen am Clipboard, nicht am Würfeltisch.

Natürlich gibt es bereits viele witzige, gelungene Mischungen. Aber es stimmt nicht, dass alles schon dagewesen ist. Nehmt mal Der Club der unsichtbaren Gelehrten von Terry Pratchett. Das ist ein Fantasyroman mit zugemischtem Sportroman. Ihr seht, die Möglichkeiten sind lange nicht ausgeschöpft. Terry Pratchett hat seinen Stil gefunden, dabei bleibt er. Weil er festen Boden unter den Füßen hat, kann er gefahrlos experimentieren. Denkt nur mal an die Historischen Romane. Die Kostumschränke bergen unendliche Möglichkeiten. Wenn ihre Griechische Mythologie beimischen könnt, warum nicht die Arabische Märchewelt?

Stellt euch ein Mädchen vor. Sie ist euer Vampir. Das ist der feste Boden. Nun kommt die Beimischung. Hakt die Mädchenthemen ab. Was bleibt noch? Warum kein Dschungelcamp (okay, gibt es schon bei Panem), kein Artenschutzding, keine Vampirmodels, keine Zeitreisen, keine Eifelvampire, keine Dritte-Welt-Vampire?