In Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl schildert Stephenie Meyer das Leben vom Vampirmädchen Bree Tanner, das hier von einer Nebenfigur zur Hauptfigur mutiert wird.
Ich schätze mal, Stephenie Meyer fällt nicht mehr viel ein. Ihr Größe aber zeigt sich darin, dass nicht ausspurt oder verkantet. Sie erkennt, dass sie in einer Schaffenskrise ist. Was macht sie? Sie starrt nicht in die Sackgasse, lässt sich nicht vom Anblick der Wand hypnotisieren. Nein, sie verkrampft nicht, bleibt locker und beweglich. Sucht ihre Chance. Die Frau hat einfach Mumm. Das Schwerste an guten Ideen ist die Leichtigkeit. Das sollte uns ein Vorbild sein.
Abgesehen von einer äußerst erfolgreichen Form von Stoff-Recycling, haben wir hier auch eine schöne Fingerübung für Indie-Schriftsteller. Nehmt eine Nebenfigur aus einem Buch, das euch gefällt. Schildert von diesem Außenposten aus mit neuer Perspektive einen Übergangszustand der Haupthandlung. Die Dinge sollten im Fluss sein, da eure Nebenfigur keine eigene Dynamik hat. Entwickelt hier einen Erzählraum, dockt quasi am Haupterzählschiff an. Lasst euch ziehen, ernähren, aber seid ein autarkes kleines Raumschiff.
Mit den inneren Eigenschaften der Hauptfiguren habt ihr nichts zu tun. Mit der Haupthandlung geht ihr in den Standby-Modus. Entwickelt eure kleine Welt, wählt einen Ausschnitt, eine bekannte Figur, zwei, drei Unbekannte, einen direkten Kleingegenspieler. Reist auf einem Nebenarm, breitet ihn aus, zoomt ihn ran. Denkt euch eine Gefahr aus, ein Leben mit dieser Gefahr, ein Kampf dagegen und schließlich ein Sieg, der traurig macht. Schlussendlich wagt ihr nebelhafte Ausblicke auf einen Großgegner. Letzteres muss sein - wer weiß, ob ihr nicht gerade eine Serie begonnen habt.
Wagt euch was! Ich bin der Meinung, dass ihr jetzt, wo ihr kleinere Buchprojekte schreibt, die Namen, die Orte, alle sichtbaren Fußspuren tilgen solltet. Der Vorteil des Indie-Schreibens ist, dass ihr euch um die Verlage nicht zu kümmern braucht. Es spricht wenig dagegen, mit einem gelungene Bändchen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ihr habt nichts zu verlieren als eure Ängstlichkeit!
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