Was schreibe ich zuerst fertig: Meinen Thriller oder dieses Fachbuch?
Klare Sache: Das Thema Self-Publishing ist in aller Munde. Ein Buch liegt in der Luft - geschrieben von einem Self-Publisher. Meinen Thriller kann ich später schreiben. Das ist keine Herzenssache, sondern eine Angelegenheit des Verstandes. Wann je wieder habe ich die winzig kleine Chance die Aufmerksamkeit des Internets, dieses riesigen Ozeans zu bekommen? Beeile ich mich also - ein paar Self-Publisher waren schon da, andere schreiben mit mir um die Wette.
Ein On-The-Blog-Buch eignet sich fürs Sofort-Publishing ganz besonders. Es ist ein Format, das mir erlaubt, schon in der Entstehung zu winken und zu rufen: >Hallo, hier bin ich! Hallo, seht ihr mich!?<. Ich habe Bedenken - da bin ich ganz ehrlich - dass mir jemand zusieht und schneller als schnell alles abschreibt. Hätte diese Bedenken nicht jeder Autor? Trotzdem: Ich darf die Aufmerksamkeit nicht fürchten. Ich muss mich entscheiden: Will ich die Aufmerksamkeit? Die Aufmerksamkeit von möglichst vielen, möglichst bald? Dann darf ich die Aufmerksamkeit meines Konkurrenten nicht fürchten. Das On-the-Blog-Buch ist quasi die Twitter-Form eines Ebooks.
Das Internet ist süchtig nach Aktualität. Die Nachrichten sollen in Echtzeit bei uns sein. Wieder zeigt Twitter nicht nur, was möglich ist, sondern auch, was gewünscht wird. Die User haben sich an das Tempo der Veröffentlichung gewöhnt. Filme sind bei kino.to, ehe sie im Verleih sind. Das Internet soll schneller als schnell sein - klickschnell in allem! Dass die legalen Ebooks Monate nach den Pbooks released wurden, hat sie zu einem Oma-Produkt in den Augen der User gemacht. Die Scans der Buchpiraten dagegen waren nicht nur umsonst, sondern auch topaktuell. Mittlerweile haben die Verlage dazugelernt. Sehr spät - manche Beobachter sagen, zu spät.
Nebenbei gilt dies nicht nur für Nachrichten und Releases, sondern auch für Belletristik. Wieder will ich niemanden dazu auffordern, den Markttrends hinterherzuschreiben. Ich entwickele nur aus den Wesenszügen des Internets, wie ein Schreiben in diesem Medium aussehen könnte. Die Self-Publisher sollten zumindest wissen, dass auch Papierschriftsteller hektisch den Markttrends hinterherschreiben. Eine Autorin wie Kerstin Gier versucht sich - sogar auflagenerfolgreich - in jedem Medium, das ihr unter die feine Nase kommt.
Wer aktuell sein will, hat ein Ideal: Das geschriebene Wort erscheint zeitgleich auf dem Bildschirm des Autors und des Lesers. An dieses Ideal kommt das Digitalbuch heran. Das On-the-Blog-Buch nähert sich der Idealform bis auf wenige Minuten, Twitter bis auf wenige Millisekunden. Das Papierbuch ist von Aktualität Monate entfernt. Nutzen wir die Chance! Zeigen wir, was unser Format leisten kann!
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