Der indische Herrscher Shihram tyrannisierte seine Untertanen und stürzte sein Land in Not und Elend. Darum erfand der weise Hofbrahmane Sissa ein Spiel, in dem die wichtigste Figur, der König, ohne Hilfe anderer Figuren und Bauern nichts ausrichten kann. Um sich für die lehrreiche Unterhaltung zu bedanken, gewährte der König dem Brahmanen einen freien Wunsch. Dieser wünschte sich Weizenkörner: Auf das erste Feld eines Schachbretts wollte er ein Korn, auf das zweite Feld die doppelte Menge, also zwei, auf das dritte wiederum doppelt so viele, also vier und so weiter.
Als der König einige Tage später erkundigte, ob Sissa seine Belohnung in Empfang genommen habe, meldete der Vorsteher der Kornkammer, dass er die Menge Getreidekörner im ganzen Reich nicht aufbringen könne. Auf allen Feldern zusammen wären es 264−1 oder 18.446.744.073.709.551.615 Weizenkörner.
Soweit eine alte Geschichte, die viel mit dem Internet zu tun hat. Da das Netz ein immaterielles Ding ist, gelten räumliche Beschränkungen und zeitliche Verzögerungen nicht. Aus der kleinsten Zahl von Usern kann sich eine riesige Zahl entwickeln, wenn sie sich verdoppelt und verdoppelt und ...
Letzte Woche hatte ich 1 Klick pro Tag, diese Woche schon 2 Klicks pro Tag. Nach nur 10 Wochen - wenn ich weiter verdoppele - bin ich schon bei über 1.024 Klicks pro Tag. Und dann nimmt die Sache erst richtig Fahrt auf. Heißt für uns Indie-Autoren, dass wir uns von kleinen Zahlen nicht entmutigen lassen sollten. Jeder, der erfolgreich eine Seite im Internet aufgebaut hat, wird bestätigen, dass nicht die Zahl als solche wichtig ist, sondern das Tempo, in dem sie zunimmt. Mit einer großen Zahl, die gleich bleibt, bin ich chancenlos gegenüber jemand, dessen winzig kleine Zahl rasant wächst.
Um unser kleines Indie-Ding steht es nicht schlecht. Die Bedingung der kleinen Zahl erfüllen wir spielend. Schwierig ist nur die Null. Aber auch die lässt sich ja verdoppeln. Wie steht es mit der anderen Bedingung? Was ist mit den 64 Schachfeldern? Was ist mit dem rasanten Wachstum?
Dafür ist gesorgt. Und ich pflege hier keinen Zweckoptimismus. Für unsere kleine Szene spricht, dass wir Teil der Amazonstrategie sind. Wir liefern die kleine Zahl, das erste Weizenkorn - die liefern die Wachstumsdynamik und den Rest vom Getreide. Ein perfektes Zusammenspiel. Auch Google will ins Self-Publishing einsteigen. Der größte Ebookhändler und die größte Suchseite - mehr braucht es nicht! Für das rasante Wachstum werden die beiden schon sorgen - macht euch keine Sorge! Viele Indie-Autoren, die in den nächsten Jahren den Durchbruch schaffen, werden das nur zum Teil ihrem eigenen Werk zu verdanken haben. Den Rest haben die beiden Schnellzüge Amazon und Google besorgt.
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