Donnerstag, 22. September 2011

Rezension: "Xorafedi" von Pit (Indie-Autor)


Das Buch findet ihr hier. Ihr müsst euch bei Epidu wohl registrieren. Lohnt sich aber - ist eine der herausragenden Communities. Sind nicht so sehr viele, aber alle sehr aktiv und belesen.

Lange schaute sie auf das friedliche Gesicht ihres schlafenden Kindes herab. Hatten sie wirklich geglaubt, sie würde einfach zusehen, wie sie es vor ihren Augen töteten? Sie küsste ihr Kind auf die Stirn und legte das Bündel langsam in die Drehlade. Nach kurzem Zögern betätigte sie schließlich den Griff.

Träumer ist ein Findelkind, das als leigeigener Knecht auf einem Hof unter der Knute eines sadistischen Oberknechtes aufwächst. Aus Bemerkungen entnimmt er, dass er wegen seiner katzenhaften Augen auffällt. Herangewachsen beschließt er zu fliehen und macht sich mit seinem Ziehbruder Barracuda auf die Reise.

Auf ihrer Reise begegnen sie den Xorafedi, einer halbmenschlichen, weitegehend unbekannte Rasse, die unterirdisch lebt - zurückgezogen, aber friedlich. Sie treffen Mira, ein Mädchen mit katzenhaften Augen, dem sich Träumer sofort hingezogen fühlt. Das Mädchen erklärt ihm, dass die Xoradefi, zu denen sie gehört, nicht nur mit der Natur in Verbindung stehen, sondern mit Hilfe eines Zaubertrankes halbmagische Kräfte besitzen. Sie lebt allein mit ihrem Vater einem Jäger, der ehemals der Leibwache des Königs Xavus angehörte.

Aus Langeweile beschließen die drei, das einsame Gehöft zu verlassen und sich in die Königsstadt der Xorafedi zu begeben. Auf ihrem Weg erfahren sie mehr über Träumers Herkunft. Was als kleines Abenteuer begann, wird zu einem großen Schicksalsweg, der alle Xoradefi und ihr Zusammenleben mit dem Menschen berührt.

Träumer blieb einen Moment lang stehen und schaute hoch zum Himmel. Durch die Baumkronen sah er die Sterne, wie kristallene Stecknadelköpfe, die in einem riesigen Nadelkissen aus schwarzem Samt steckten.

Die Sprache ist einfach und anschaulich. Da der Autor aus der Innensicht seiner Hauptfigur schildert, passt der Stil wunderbar zu dem heranwachsenden und vor den Rätseln des Lebens und seiner Herkunft stehenden Träumer.

Die beiden Handlungsebenen - die Jugendlichen hier, König Xavus dort - fließen nebeneinander, bis sie sich aufeinandertreffen. Der Roman beginnt, indem er das Leben eines ganz normalen, wenn auch unglücklichen Jungen schildert. Die Fantasyelemente werden erst nach und nach zugesteuert.

Die Geschichte ist erzählerisch so unaufdringlich eng geknüpft, dass ich jederzeit dachte, hier einen voll ausgearbeiteten und druckfertigen Roman vor mir zu haben. Der Weg, den der Leser in die unterirdische Welt der Hablinge geht, ist nirgendwo holprig oder lückenhaft. Ruhig fließt die Geschehen und baut aus sich heraus immer mehr Spannung auf.

Gelegentliche Ruheinseln sind sehr schön ausgestaltet. Besonders die Schilderung der Natur hat mir gefallen. Die Personen sind nicht übertrieben, klischeehaft gezeichnet. Selbst negative Charaktere sind aus sich heraus schlüssig. Die Liebesgeschichte selbst ist - wie es sich für einen Fantasyroman gehört - zauberhaft und magisch.

Der Erzählduktus ist professionell. Entweder der Erzähler ist eine Naturbegabung oder er hat viel Übung - oder beides. So ist der Roman ohne irgendwelche Abstriche in einem durch lesbar. Ich habe das Buch nebenher vor dem Frühstück zu lesen begonnen und habe quasi essend weitergelesen.

Ein druckreifes Jugendbuch, welches das Zeug zum Bestseller hat.