Donnerstag, 22. September 2011

In- oder Resolvenz - die Schlacht um ein Präfix

Ihr seid Autoren? Künstler des Wortes? Hier habt ihr eure Geschichte! Die Wirklichkeit schriebt die besten Geschichten.

Es geht nur um ein Wort, nichts als ein Wort. Die Faktenlage ist bekannt und gesichert. Die Situation sucht ein Wort für sich. Die Politiker helfen bei der Suche. Diese Wort wird darüber entscheiden, wer gesichert und wer ungesichert den Abstieg wagen muss.

Die Finanzmärkte haben sich entschieden, heute endgültig: Griechenland IST insolvent. Alle griechischen Schuldpapiere werden als Sicherheit nicht mehr anerkannt, sind nullwertig. Große chinesische und amerikanische Banken haben den Geldleitung zu französische Banken abgedreht. Vermutlich auch zu anderen europäischen (und deutschen?) Großbanken. Alle diese Banken halten große Menge von wertlosen Schuldverschreibungen und sind nicht mehr kreditwürdig. Diese Situation hat sich angebahnt, war länger gerüchtewiese bekannt und ist nun öffentlich zugegeben.

Doch nun tanzt die Welt auf einem dünnen Balken, vorne das Wort Insolvenz, hinten irgendeine Wortschöpfung der Politiker. Nehmen wir einfach die wunderbare Wortschöpfung von Rössler: Resolvenz. Was soll das?, fragt ihr euch. Politikerworte sind nur für Politiker wichtig. Oh nein!

Die Situation: Alle Schuldverschreibungen von Griechenland (und Italien u.a.) sind versichert. Diese Versicherungen sind zum guten Teil bei amerikanischen Geschäftsbanken gezeichnet worden. Der Schadensfall tritt ein, wenn Griechenland kein Geld mehr bekommt. Mit dem Schadensfall tritt der Versicherungsfall ein. Amerikanische Banken sind nun aufgerufen, den Schaden zu begleichen. Insolvenz heißt: Amerika zahlt.

Resolvenz bedeutet: Europa zahlt. Griechenland (und bald Italien) werden künstlich am Leben erhalten. Schuldverschreibungen, die Griechenland nicht rückzahlen kann, werden von der EZB über die Eurobonds beglichen, quasi ein fortwährender Ausgleich eines kontinuierlich gleitenden Zahlungsausfalls. Ein Versicherungsfall tritt so nicht ein.

Liebe Autoren, dies ist eine Geschichte aus dem wirklichen Leben. Amerika und Europa streiten sich erbittert um ein Wort. Es geht um mehrere Billionen (= 1.000 Milliarden) Dollar. Alles hängt vom Präfix des Wortes solvent ab.

Wortschöpfung des Politikers mal nicht nur für den Spiegel im Bad.