Mittwoch, 28. September 2011

Schäuble hebelt sich aus dem Schuldensumpf

Da lachen selbst die Kleinsten im Kindergarten: Münchhausen hat sich am eigenen Haar aus dem Sumpf gezogen - mitsamt Pferd versteht sich. Ob gelacht wird oder nicht - alles liegt an der Wahl der Worte. Ein Schäuble redet anders als ein Münchhausen. Und doch erzählen sie ein- und dieselbe Geschichte.

Hier ist eine Geschichte, wie sie auch der Lügenbaron selbst hätte erfinden können: Ich mache mich zum reichen Mann - ganz ohne Arbeit, jetzt und sofort. Ich leihe mir für € 10.000 ganz einfach € 100.000, dann mit diesem Geld € 1.000.000 und so fort und so fort. Wenn ich meine € 10.000 (die, nebenbei gesagt, auch geliehen waren) verhundertfacht habe, dann habe ich einen hundertfachen Hebel angesetzt. Klar soweit? Die Hebelwirkung ist also die Kraft, die ich aufwenden muss, um mich aus dem Sumpf der Armut zu ziehen.

Doch wer ist so dumm, mir das Geld zu leihen? Tja, das ist wie beim Lügenbaron. Eine simple Frage und schon ist die schönste Geschichte - aber halt: Ich leihe mir selbst das Geld. Was haltet ihr davon!? Ich gehe zu meinem Geschäft, klopfe an und bitte im Kredit.

Blödsinn? Münchhausenzeug? Seht ihr, damit liegt ihr richtig und gleichzeitig falsch. Wenn ich einen Kopiershop habe, liegt ihr richtig. Was ist aber, wenn mein Geschäft das Drucken von Geld ist?

Unser Bundesfinanzminister, unser Baron von Münchhausen, steckt bis zu den Haaren im Schuldensumpf (mit Pferd). Der Rettungsschirm für Südeuropa umfasst 400 Mrd Euro. Die Schulden allein der Staaten (ohne Frankreich) sind aber 2.800 Mrd Euro. Nicht eingerechnet die Schulden der südeuropäischen Banken und Privatleute. Vermutlich geht die Summe (immer noch ohne Frankreich) auf 10.000 Mrd Euro  zu.

Wie zieht sich Schäuble also an seinen wenige Haaren aus dem Sumpf? Das geht so: Jede Bank kann sich bei der EZB Geld leihen. Diese druckt Geld, beziehungsweise stellt es digital zur Verfügung. Die EZB wird für dieses Geld Sicherheiten und Rückzahlung verlangen - im Fall von systemrelevanten Banken gibt sie sich auch mit Versprechungen zufrieden. Unser Bundesfinanzminister Schäuble braucht für seinen Rettungsschirm also nur eine Banklizenz, dann hat er ein perfektes Hebelinstrument, um sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen.

Niemand leiht den Südeuropäern Geld. Sie haben bei den Finanzmärkten quasi Hausverbot. Das Problem für Schäuble: Mit seinen 400 Mrd Euro kann er gerade die Türsteher beeindrucken. Um im Laden selbst für seine Freunde einkaufen zu können, braucht er also Rettungsnachhaltigkeit, eine Schirmoptimierung, sprich ein Banklizenz.

Diesselbe Geschichte - wenn der Erzähler wechselt - ist mit einem Mal kein Lügenmärchen mehr.