Freitag, 30. September 2011

Kopierschutz, 'enhanced'

Den harten DRM-Schutz(= Weitergabe technisch nicht möglich) erkläre ich nur für die Antiquare unter euch. Am besten fange ich hinten an: Googelt einfach DRM-Schutz entfernen. Folgt den bebilderten Anweisungen: Öffnet eure Datei im ersten Fenster und konvertiert ins zweite Fenster. Was ich sagen will: Wenn IHR das schafft, dann schafft das wirklich JEDER ! Dieser Schutz ist kein Schutz. Vergesst ihn also. Die Verlage haben sich längst andere Sachen von Adobe andrehen lassen.

Ist doch eigentlich ganz einfach: Ich kaufe eine ePub-Datei, bezahle sie und lade sie herunter. Die Plattform (libri.de oder buch.de) rechnet diese Transaktion mit dem Verlag ab. Sie enthält alle wesentlichen Informationen, die auch meiner Datei hinzugefügt werden. Wenn ich die Datei hochlade oder weitergebe, ist sie eindeutig als meine Datei identifizierbar (daher sozialer DRM-Schutz). Ich werde also nicht so unvorsichtig sein, sie weiterzugeben. Ziel erreicht.

Jetzt nimmt sich ein Pirat die Datei und entfernt alle Informationen oder - viel schlimmer noch - trägt Ursula von der Leyen als Besitzer ein und lädt sie hoch. Eine Copyrightverletzung auf Grundlage einer veränderbaren Datei gerichtsfest zu machen, ist nicht möglich.  Wer sich gewundert hat, dass noch nie jemand für das Hochladen eines eBooks belangt wurde - hier ist die Erklärung. Ziel also klar verfehlt.

Wir sehen, ein überschaubares Dateiformat wie Epub oder Mobi ist nicht zu schützen. Daher - nicht nur, weil es mit Werbung 'enhanced' werden kann - setzen viele Verlage ihre Hoffnung auf das PDF-Format. Googlet mal Steganographie. PDFs sind Textbilder. Informationen können in ihnen versteckt werden. Selbst in reinen Texten können über Buchstabenabstand, Veränderungen an den Zeichen usw. Informationen versteckt werden. Unser Käufer ist also sicher identifizierbar. Ziel erreicht.

Ich weiß, die Verlage werden sowieso auf die Adobe-Vertreter reinfallen. Ich sage es trotzdem: Auch das ist kein Schutz. Wenn ich einen Screenshot von einem Textfoto mache, diesen runter- und wieder hochskaliere, habe ich alle steganographischen Informationen gelöscht bzw. zerstört. Selbstverständlich kann ich auch eine PDF mit FineReader auslesen. Auch ein Scan ist nur ein Foto. Das Ergebnis ist selbst ohne Nachbearbeitung lesbar. Ziel heillos verfehlt.

Was also machen? Zuerst einmal, liebe Verlage, nehmt keine Anrufe von Adobe entgegen, macht ihnen nicht die Tür auf, verklagt sie oder was auch immer.

Was aber ist, wenn PDFs mit Bildern und Videos enhanced werden? Richtig, da wird es interessant. Niemand hat darüber gesprochen, aber das ist für mich neben der Werbung der zweite Vorteil der enhanced eBooks - Informationen sind aus Bilder, gar aus Videos nicht zu entfernen. Ziel also doppelt erreicht: Ich habe meinem Kunden die Werbung auf die Augen gelegt und kann meine Datei jederzeit zurückverfolgen.

Wir sind noch nicht soweit, aber ich sage jetzt schon voraus: Daraus wird nichts. Es ist nicht sonderlich aufwändig, die Bilder vom Text zu trennen. Jeder Werbeblocker funktioniert so. Bisher unterbieten die Piraten nur den Preis: Text ist gleich Text. Hier aber hätten die Piraten einen echten Mehrwert für den Kunden geschaffen, eine werbefrei lesbare Datei, die zudem nichts kostet.

Ihr dürft auch nicht vergessen, dass das Hochladen von eBooks mit steigender Nachfrage immer lohnender wird. Abgerechnet wird ja pro 1.000 Downloads und pro bestelltem Premium Account. Wenn das eBook Massenmedium ist, wird es von denselben Leuten hochgeladen, die auch die Filme hochladen. Da laden Leute deutsche eBooks hoch, die kein Wort deutsch sprechen. Was Hollywood nicht geschafft hat, soll Droemer und Knaur gelingen?

Guter Tip an die Verlage: Vergesst den Kopierschutz. Die Russen kommen. Gegen die habt ihr keine Chance.