Montag, 18. Juli 2011

Lautsprecher und Leser

Petra van Cronenburg hat das Axiom der Selbstvermarktung in Frage gestellt. Sie hat die einfache Frage gestellt: Komme ich durch lautes Trommeln an Leser?

Die Frage ist doch wirklich überfällig! Erreiche ich durch Steigerung meiner Bekanntheit einen zusätzlichen Leser? Nehmen wir als Beispiel Petra van Cronenburg und mich: Ich finde ihren Beitrag intelligent, er spricht mir aus dem Herzen, die Frau ist aufrichtig, der Blog hat mich gefesselt - ihr Buch, auf das sie in jeder Ruhezone des Beitrages hinweist, lese ich trotzdem nicht.

Was nützten mir die ganzen FreundInnen, wenn sie mich nicht lesen? Wo in diesem riesigen übertemperierten Zelt finde ich etwas anderes als selbstbezogenes Gequatsche und Getue? Jeder Clown kann sich bekannt machen. Die Frage ist nur: Gehen die FreundInnen in seinen Zirkus?

Petra schlägt als Fazit vor: Leseproben, Leseprobe, Leseproben! Je länger, je besser!

Ich gebe ihr völlig recht. Wie suchen denn die Leser ihr Papierbuch aus? Sie gehen in eine Buchhandlung und blättern in sich hineinversenkt. Das ist Meditation. So werden Bücher ausgesucht. Geht in eine Buchhandlung: das ist mit den Kirchen der vielleicht letzte großstädtische Ort der Stille - also das exakte Gegenteil von Facebook/Twitter.

Und das soll bei Ebooks anders sein? Martin Walser soll sich in die Fußgängerzone stellen und FreundInnen für sein neues Ebook anquatschen? Niemals. Die Leute wollen reinblättern, bevor sie kaufen, wenn sie kaufen. In aller Stille. In der Stille ihrer vier Wände. Allein mit sich und dem Buch.

Und da fehlt es an Struktur, nicht an Willen. Eine Kundin auf der Suche nach einem Papierbuch schweift durch die Regale. Übertragen auf die Ebooks hieße das: Die Leseproben müssten gebündelt auf ihrem EbookReader sein, mit dem sie gemütlich auf dem Sofa sitzt. Da sehe ich noch keinen Verlag, der das anbietet.

Ein erster Schritt jedenfalls ist es, offen den Nutzen von Facebook bei der Vermarktung von Ebooks in Frage zu stellen. Ein zweiter Schritt wäre dann, eine digitale Buchhandlung der inneren Einkehr zu entwerfen.

1 Kommentare:

PvC hat gesagt…

Ich rate eigentlich gar nicht von Social media ab, im Gegenteil! Nur - Buch-PR will gelernt oder zumindest gekonnt sein, sie funktioniert einfach anders, als manche Laien sich das vorstellen oder die Heilsbotschaften aus den USA verkünden ;-)
So funktioniert natürlich mein Hauptblog nicht als Verkaufsmaschine, weil ich da mit ganz anderen Leuten kommuniziere und gar nicht verkaufen will. Die Leute, die dagegen mein Blog zum Buch mögen, werden das Buch natürlich viel eher wollen. Allerdings erzähle ich auch da eher Geschichten. Man kann also Zielpublikum durchaus rein virtuell finden. Bewähren muss sich natürlich das Buch selbst.

Digitale "Bücherregale" mit Leseproben gibt es bereits. Amazon bietet zu jedem E-Book grundsätzlich die ersten zehn Seiten zum kostenlosen Lesen.
Und ein deutschsprachiges Projekt, wo sich Verlage, Buchhandel und Leser in Sachen Leseproben vernetzen (mit vielen Empfehlungs- und auch Einkaufsmöglichkeiten), ist www.book2look.com