Dienstag, 19. Juli 2011

Der deutsche Buchhandel und die Borders-Pleite

Borders - die zweitgrößte Buchhandelskette der Welt bricht unter Schulden von 1,3 Milliarden $ zusammen. Wie unterscheidet sich die Situation des deutschen vom amerikanischen Bucheinzelhandel?

Der entscheidende Unterschied ist die deutsche Buchpreisbindung. Das Wort hört sich harmlos an, hat es aber wirklich in sich. Ein Wettbewerb über den Preis des Produktes, damit eine Auslese von starken und schwachen Wettbewerbern findet nicht statt. Überall sind Preis und Produkt gleich. Unterschiede gibt es nur beim Ladenlokal und beim Brillengestell der Buchhändlerin.

Nehmen wir Amerika. Da ein großer Wettbewerber untergegangen ist, können die anderen Wettbewerber sich den Markt neu aufteilen. Für sie ist dieser Konkurs ein Gesundbrunnen. Sie stellen sich stärker auf als vorher. Die verbliebenen Jobs sind sicherer geworden.

Wenn es wie in Deutschland keinen Preiswettbewerb gibt, aber sinkende Umsätze wie im Augenblick, dann sorgt das dafür, dass die Wettbewerber in ihrer Gesamtheit geschwächt werden. Ein kleinerer Kuchen verteilt sich auf dieselbe Zahl von Essern. Eine Marktbereinigung findet ja nicht statt. Irgendwann kommt der Punkt, wo nicht einer wackelt, sondern alle.

Wir sehen das sehr schön bei den Apotheken. Die Preisfreigabe von rezeptfreien Medikamenten - eigentlich eine Winzigkeit, wenn der Mark funktioniert - führte zum Massensterben. Wo sehen wir heute noch Apotheken? Die gab es vor 2 Jahren wirklich an jeder Straßenkreuzung.

Ich denke, es wird dem deutschen Buchhandel nicht anders ergehen. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, wird der Kuchen zu klein zum Überleben sein. Geschwächt waren die Esser schon längere Zeit. Jetzt werden alle gleichzeitig verhungern.