Wie muss eigentlich die Struktur aussehen einer jungen Szene wie unserer, die gerade dabei ist, sich als solche zu begreifen?
Ich habe mich ein bisschen umgehört. So schwierig ist die Frage eigentlich nicht zu beantworten, wenn sie richtig gestellt wird. Es gibt eine ganz ähnliche Szene, die irgendwann mal fast zufällig, jedenfalls beiläufig entstanden ist und nun riesige Ausmaße angenommen hat.
Im SourceForge-Projekt stellt jeder selbstgeschriebene Programme vor, lässt sie von der Community begutachten, verbessern und ausprobieren. Wir haben es also hier mit Indie-Programmierern zu tun. Natürlich ist ScourceForge jetzt ein Riesending, auch wenn der ein oder andere von euch es nicht kennen mag. Vor 20 Jahren aber fing alles klein an. Erst nach und nach ist aus der Gemeinsamkeit die Gemeinschaft geworden.
Am Anfang stand nicht ein Forum wie die Schreibwerkstatt. Ein solches Forum hat es überhaupt nicht gegeben, weil es sich nicht eignet, wenn jeder mit jedem (ich rede von hunderten und tausenden Usern) diskutiert und arbeitet. Seht euch aber Bookrix an. Es ist ein gutes Beispiel für eine Struktur, deren Fassungsvermögen gesprengt wurde - völlig unüberschaubar im Großen und (dadurch) selbst auf der Gruppenebe nutzlos. (Obwohl ich sehr viel von Bookrix in strategischer Hinsicht halte, sei dies hier angemerkt.)
Bei SourceForge hat anfangs (vor gut 20 Jahren) jeder Programmierer einen Blog gehabt, auf dem er sein Programm vorgestellt und verlinkt hat. Hier konnten wenige andere nachvollziehbar und rückholbar Verbesserungen anbringen. Ich arbeite also mit einem Autoren zusammen an seinem Buch (wie bei SourceForge), der mich als Rezensent oder was auch immer über das Blognetz gefunden hat.
Ein Forum gibt es nur, wenn wenige aktive einer Unmenge von passiven Usern gegenüberstehen. Seht euch die Zahl der anwesenden (!!) User der Boerse.bz (= unten links) an! Das funktioniert nur, wenn Leistungen, die wenige erbringen, von vielen abgerufen werden. Es ist quasi eine Art Regalsystem - von wenigen eingeräumt und geordnet.
Wenn wir die Rollen verteilt haben, können wir für jede Aufgabe eine Linkliste in unserem individuellen Blog erstellen - für Autoren, Designer, Lektoren, Rezensenten, Verleger und - warum nicht - Übersetzer. Die kann nicht komplett sein, aber als Klick-Klick-Netz ist sie komplett. Jeder findet genau den, dessen Hilfe er benötigt. Natürlich geht es auch andersherum, indem der Verleger mit interessanten Autoren in Kontakt tritt.
Irgendwann hat SourceForge die Blogstruktur verlassen, um ein eigenes Netz zu programmieren. Auch hier ist die Dezentralität erhalten geblieben. ScourceForge und Bookrix zeigen beide auf ihre Weise, wie wichtig es ist, sich über die Struktur Gedanken zu machen.
2 Kommentare:
Momentan noch in der Gründungsphase gibt es diesen Verband zur Lobbyarbeit für selbstverlegende Autoren wie hier diskutiert, den iWriters e.V. in Gründung - sieben weitere Selfpublisher-Autoren und Herausgeber und ich diskutieren diese Idee seit einiger Zeit. Der erste Satzungsentwurf ist noch in Arbeit und wird ab 01.10.11 online gestellt. Fragen dazu oder zur geplanten Gründungsversammlung beantworte ich gern unter iWriters@gmx.de.
Das Konzept insgesamt ist darüberhinaus aber umfangreicher und beschäftigt sich im Kern mit Fragen wie der Vernetzung von Selfpublishern untereinander, dem Marketing für unsere Bücher und Leserbindung.
Wir würden uns sehr freuen über Interesse an dieser Gründung und möchten gern alle Selfpublisher einladen, zu uns zu kommen.
Gruß an alle Selfpublisher, die dies hier lesen und hoffentlich bis bald.
Hanno Nehring
Hallo Peter Marnet! (Oh, wie gern wüsst ich doch, wer das wohl ist! ;)
Soeben habe ich das Durchlesen deines eBooks "Verlegt-euch-selbst" beendet, und außer, dass ich bei vielen Passagen wirklich große Augen bekommen habe, erstaunt es mich nicht weniger, dieses erleuchtende Machwerk in einem Stück an einem Tag, zwischen Mittagessen und dem allabendlichen KLICK! der Nachttischlampe konsumiert zu haben...
Viele Gedanken, die du dort in Worte fasst, sind sicher nicht nur mir, sondern vielen Schreiberlingen in den Sinn gekommen, die sich mit einer Chefetage im Genick nicht wirklich anfreunden können, egal, wie herzlich diese möglicherweise auch sein kann. Das schafft Mut, zeigt es dem Einzelkämpfer doch, auch wenn man nicht unbedingt eng mit anderen "Selfpublishern" vernetzt und vercommunisiert ist, da draußen schlagen sich alle, die mit dieser Ideologie ans Werk gehen, mit ähnlichen Problemen herum. Um so interessanter ist es auch, zu lesen, wie ein "loses" Netzwerk, immernoch unabhängiger, aber sich gegenseitig (unter)stützender Literatenaussehen könnte, wie viel davon schon Realität ist. Ich habe daher heute schon eine ganze Zahl eMails mit dem Link zu deinem Blog/diesem eBook im Speziellen in den Äther geschickt, an Freunde/Bekannte, die ebenso mit der Feder (noch) gegen Windmühlen kämpfen.
Ich hoffe, dein in Bits und Bytes gefasstes Manifest zu etwas "anarchistischer" angehauchten Denk- und Schreibweisen, passend in unsere Gegenwart und Situation, öffnet das eine oder andere Auge. Für mich selbst ist es auf jeden Fall Bestätigung, von Anfang an bereits dem richtigen Weg zu folgen. Ich halte die Fahne für das SP hoch; Freiheit vor Umsatz!
Hugh! ;)
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