Sonntag, 26. Juni 2011

III.4 Neobooks. com zeigt, wie es geht

Droemer Knaur war einer der ersten Verlage, der seine Neuerscheinungen zeitgleich als Ebook im Release hatte. Das war Ende 2010, als die anderen Verlage noch damit beschäftigt waren, die Ebooks wegzuhoffen. Es wundert also nicht, dass Droemer Knaur der erste Verlag ist, der eine populäre Plattform für Indie-Autoren schafft.

Natürlich haben Amazon, Apple, Xinxii, Smashwords und all die anderen auch eine Indie-Plattform - dennoch unterscheidet sich Neobooks.com, die Indie-Plattform von Droemer Knaur, grundsätzlich von den anderen. Im Prinzip sind funktionieren die erstgennannten Plattformen nichts anders als Hoster wie Rapidshare oder Megaupload. Der Indie-Autor lädt seinen Doc-File hoch - das war’s dann. Jeder User, der die Suche bedienen kann, lädt runter.

Neobooks.com funktioniert völlig anders

Während Amazon nur die Statistik auswerten muss, um vielversprechende Autoren rauszufiltern, betreut Neobooks die Indie-Autoren auf vielfältige Weise. Das geht los bei den Covern, für die eine Auswahl zur Verfügung steht, die in wenigen Schritten verwendbar sind. Die Eingabe des Textes ist zwar umständlich, dafür narrensicher und im Ergebnis ein perfektes Epub. Mit Formatierungsproblemen braucht der Autor sich nicht zu belasten.

Die einzelnen Schritte lassen sich vor der Veröffentlichung abspeichern und korrigieren. Nach der Veröffentlichung sind keine Korrekturen mehr möglich. Ich denke mal, der Verlag will es nicht mit Version 1 zu tun haben, während sich sein Jungautor bereits auf Version 3a bezieht. Das ist nachvollziehbar.

Die Community, die den Indie-Autoren aufnimmt, gefällt auch. Meine Einschätzung ist natürlich persönlich und unbewiesen, aber es ist Neobooks wohl gelungen einen Teil der Rezensions-Szene aufzunehmen. Jedenfalls werden die Rezensionen mit Liebe gefertigt und sind reichlich vorhanden. So muss es eigentlich sein. Was nützen dem Indie-Autoren seine Werke, wenn er sich nicht verbessern kann. Dass die Rezensenten die Bücher kaufen müssen, ist verbesserungswürdig.

Neobooks.com ist immer noch ein Papierbuch-Verlag

Es ist die Absicht von Droemer und Knaur hoffnungsvolle Autoren für ihr Verlagsprogramm  zufinden. Dazu dienen die Wettbewerbe und die Beliebtheitspunkte. Das Ebook wird als ein Vorprodukt des Papierbuches gesehen. Da sind andere Verlage (aus Amerika) schon wesentlich weiter. Bei ihnen ist das Papierbuch bereits eine Art Nebenprodukt. Dromer Kanur wird sicherlich mit der Zeit zweigleisig fahren, indem es Autoren in die kostenintensive Papierbuchschiene übernimmt und gleichzeitig ernsthaft reine Ebookautoren ohne viel Kostenaufwand promotet.

Droemer Knaur ist ein Bestseller-Verlag im Bereich der leichten bis mittelschweren Lesemuse. Auf dieses Segment der Belletristik konzentrieren sie sich. Fach- und Sachbücher werden angenommen, sind aber wohl fehl am Platz. Diese Beschränkung wird nicht ausgesprochen, ist aber auffällig. Die Rezensenten sind überwiegend echte Leseratten. Insofern geht Droemer Knaur den richigen Weg. Ein Verlag, der alles leisten will, leistet nichts.

Ist das die Zukunft?

Ja, sicherlich. Das ist ein Sichtfenster in die Zukunft. Den Verlagen wird gelegentlich eine Zukunftsfähigkeit abgesprochen. Droemer Knaur zeigt, wo die Zukunft für die Verlage liegt: Im Aufbau einer Plattform, auf der Leser und Autoren in Kontakt treten. Wenn die Zahl der Indie-Autoren bald in die Zehntausende geht, können die Verlage keine Einzelbetreuung mehr übernehmen - vermutlich nicht einmal oberflächlichste Sichtung gewährleisten. Diese Arbeit muss die ebenso große Zahl der Leser übernehmen. Das ist richtig gedacht.