Sonntag, 2. Oktober 2011

Kindle Fire versus iPad ... und Google?

In den Augen der Blogger hat Amazon mit dem Kindle Fire seinem direkten Konkurrenten Apple den Fehdehandschuch hingeworfen. Konzept gegen Konzept. Amazon versucht mit subventionierter Hardware seine Inhalte zu pushen, während Apple weder das iPad noch die Inhalte subventioniert. Kampfpreise waren nie seine Sache. Es hoffte auf den Prestigefactor der Appleprodukte. Der Feldversuch am Kundenverhalten ist gestartet.

Dabei hält Amazon eigentlich zwei Eisen im Feuer. Mit dem neuen Kindle Reader für € 99,- und dem Kindle Fire für € 149,- bieten sie zwei konkurrierende Modelle an. Sie zeigen darin eine Unsicherheit, von der sie durch viel Trommelwirbel ablenken wollen. Der Kindle Reader beinhaltet nichts als den Text. Der Käufer ist der traditionelle Leser. Der Kindle Fire dagegen nutzt das Buch als einmedialen Türöffner zur multimedialen Warenwelt von Amazon.

Drei Dinge tragen zur verständlichen Unsicherheit von Amazon bei. Auf der einen Seite hat sich Google noch nicht positioniert. Es scheint aber klar zu sein, dass sie mit dem riesigen Bestand an Büchern, den sie aufgebaut haben, nicht multimediale Zwecke verfolgen. Über kurz oder lang wird Google den Lesern einen ungeheuren Fundus an Büchern zur reinen Lesefreude anbieten. Viele davon umsonst. Wie werden die kling-blinker-bunten eBooks des Kindle Fire dann von den Lesern aufgenommen?

Zweiter Unsicherheitsfaktor ist die heraufgezogene Rezession. Selbst die Amerikaner fallen als besinnungslose Shopper aus, weil die Mittelschicht dort 'under water' mit ihren Schulden ist. Aus einem notwendigen Sparzwang kann sich leicht in eine 'freiwillige' Kosumenthaltung entwickeln. Wenn der Konsument erst 'bewusst' einkauft, dann 'kritisch', wird er sich bald nur noch das Nötigste besorgen. Passt hier ein Kindle Fire ins Bild?

Dritter Faktor ist der außerangelsächsische Markt. Der Kindle Fire mag sensationell günstig sein, weil er hoch subventioniert ist, der reine Kindle Reader ist alles andere als konkurrenzlos. Von Hanvon, Bookeen, iRiver und Sony kommen ähnlich gute Reader, die sich zudem allen Quellen gegenüber offen zeigen. Ein Konverter wie Calibre unterläuft alle Ausgrenzungsversuche. Jedes eBook in den einschlägigen Boards wird auch als Mobi angeboten.

Außerhalb von Amerika und England wird der Kunde in Europa, noch mehr in Osteuropa und Asien nicht gewillt sein, für das Lesen zu bezahlen. Von dort kommen die eBook Reader und haben eine massenhafte Verbreitung. Hanvon und Cybook sind mit äußerst feinem Schriftbild klar auf den chinesischen Markt zugeschnitten. Amazon beherrscht also den gesättigten und anfälligen angelsächsischen Markt. Überall sonst sind sie Zuschauer.

Es ist durchaus möglich, dass Google mit einem eigenen eReader, der offen für alle Angebote ist, von dort aus auf den Markt vorrückt. Mit einem riesigen legal kostenfreien Angebot wäre ein Seiteneinstieg möglich. Denn Google kann warten. Wenn sich Amazon und Apple - wie vor ihnen die Verlage - an dem frei verfügbaren Angebot des Internets die Zähne ausgebissen haben, dann wird es einen Überraschungssieger geben, der Google heißt.