Donnerstag, 7. Juli 2011

Eine Indie-Flat wird kommen

Habt ihr euch schon mal gefragt, wofür Ebook-Reader einen UMTS-Anschluss brauchen?

Ich zitiere hier mal: "Die gesamte Thalia-Buchhandlung zum Mitnehmen. Das geht jetzt. Mit dem OYO." Ihr könnt überall, wenn ihr das Gefühl habt, zuviel Geld zu haben, Abhilfe schaffen. Aber im Ernst: Es glaubt niemand daran - auch nicht die Thalia - dass ihr euch überteuerte Ebooks im Eiscafe runterladet.

Auf den Piratenboards seid ihr auch falsch mit UMTS. Geht zwar, aber da werden eher ganze Pakete runtergeladen - für ihn und sie, für Bekannte und Freunde. Nein, das ist es auch nicht.

Da kommt die Meldung, dass ein spanisches Startup Ebooks per Streaming anbietet. Kennt ihr wahrscheinlich vom seeligen Kino.to - die Dateien bleiben auf dem Server, erscheinen beim User nur auf dem Bildschirm, ohne von ihm abgespeichert werden zu können. (Was der Grund ist, warum der Empfang von gestreamten Angeboten nicht strafverfolgt werden kann.)

Dann, und nur dann macht UMTS auf dem EbookReader Sinn. Das Angebot ist so eine Art Livebook auf eurem Reader. Zwei Modelle: Flat mit Werbung - Flat ohne Werbung. Dann könnt ihr lesen, was ihr wollt, solange ihr wollt.

Ich verfolge die Piratenszene schon länger (aus sicherer Entfernung). Hier ist zum ersten Mal eine Idee, wo ich sage: Joa, das ist nicht nur Wunschdenken! (Kommt nicht umsonst aus Spanien, dem Mutterland der Piratenszene!) Zu den Piraten kommen keine Kriminellen - jedenfalls nicht zu den Buchpiraten. Da ist die Mutti und ihre Tochter mit ihren Readern! Solche Leute! In der Hauptsache laden da Vielleser runter, die € 500,-/Monat für Bücher (pro Tag ein Buch) einfach nicht übrig haben. Die Leserinnen also, die früher mit Buchstapeln aus den Bibliotheken gingen.

€ 19,90 im Monat für eine Ebook-Flat würde diese Klientel (gebildet, guter Beruf) wohl ausgeben. Im Prinzip bieten die Piraten nämlich genau das - eine Flatrate für die Leseratten. Letzlich haben wir - und die deutschen Verlage - gegen eine 'befreite' € 0,00-Vampirette nichts zu holen.

Ihr könntet einwenden: Diese Leute lesen eh' nur Bestseller. Da bin ich anderer Meinung. In Amerika setzen sich die $0,99-Indies im Bereich Horror/Fantasy klar an die Spitze. Gerade im populärsten Bereich werden die Verlage zuerst verdrängt. Das ist schon bemerkenswert.

Für uns Indies jedenfalls wäre die Flatrate ideal. Ein kleiner Web 2.0-Verlag könnte alle seine Autoren ins Netz stellen, sicher herunterstreamen und über den Zugriff anteilig abrechnen. Die sogenannten 'Leseproben' sind bereits kostenlose Streaming-Angebote. Dieser Verlag bräuchte nur sein Livebook den UMTS-EbookReadern zugänglich zu machen (im Epub- und im Kindle-Format).

Eine Indie-Flatrate bietet die einzig realistische Chance gegen die Flatrate der Piraten zu bestehen!

P.S. Aufgrund von legitimen Einwänden möchte ich meine Beitrag ergänzen:

Ich propagiere das Umsonst-Lesen bei den Piraten nicht - ich stelle es nur fest. Fakt ist, dass Ebooks quasi nicht legal runtergeladen werden. Auf der einen Seite sind die EbookReader (Sony 650) ausverkauft, auf der anderen Seite 0,5% Marktanteil der Ebooks. Wie kann das? Ich stelle fest, dass Ebooks lesen bereits eine Massenerscheinung geworden ist. Die Existenz einer Parallelwelt ist anzuerkennen (nicht zu rechtfertigen).

Jedes Konzept für die Vermarktung von Ebooks muss diese Parallelwelt berücksichtigen. (Wenn es eine Scheinwelt bei den Ebooks gibt - dann unsere.) Im Einzelhandel wird das so gemacht: Der Preis wird solange reduziert, bis die Kunden kommen. Die Indie-Flat ist so ein Konzept: Du hast einen Preis (verstellbar), ein Angebot (fest) und eine Nachfrage (Faktor X). Denn die Frage ist ja nicht, welchen WERT hat das Schreiben (sicherlich eine hohen), sondern welchen PREIS?