Dienstag, 28. Juni 2011

III.6 Thema: Rezensionen

“Schreibst du mir eine liebe kleine Rezi?” klingt es in den Boards.
“Wenn du mir allerliebst auch eine schreibst”, klingt es zurück.
Und so wandern die Rezensisten, die eigentlich keine sind, im Gleichschritt mit ihren Büchern immer höher, seilgesichert von denen, deren Aufstieg sie in Gegenleistung sichern werden.

Eine andere Methode: Ich mache rezimäßig alles nieder, was fremd auf meiner Wiese grast. Zwei, drei richtig schöne Gemeinheiten - und die Sensibelchen unter den Indies flüchten in die Büsche.

Natürlich kann ich mir auch selbst eine Rezi schreiben. Ich beschaffe mir bei guerrillamail.com Mailadressen. Bekomme Accounts, soviel ich lustig bin. Täglich 10 Rezis für mein Werk sind angemessen und locker zu schaffen. Was ist daran unmoralisch? Das macht schließlich jeder! Wird ‘Promotion’ genannt. Gehört einfach dazu. Gewöhnt euch am besten dran!

Das wäre dann der Abgesang auf eine gerechte Buchauswahl durch die Leser. Die schlechten Bücher der gut vernetzten Indies kämen nach oben. Diejenigen Indies, die zwar schreiben, sich aber nicht vernetzen können, blieben unten. Schnell würden die Leser der gut bewerteten Bücher überdrüssig und würden sich von den Indie-Boards abwenden. Die Logik der Leser: >Wenn diese Bücher schon ‘gut’ sind, wie schlecht müssen dann die anderen Bücher sein.<

Ich gebe zu, für den Augenblick sieht es nicht gut aus. Die Zahl der Autoren ist ebenso überschaubar wie die Zahl der Leser. Manipulationen sind keine große Sache. Unbestreitbar ist ihre Existenz.

Hoffnung gibt allein der Ausblick auf die Zukunft. Wenn die Leserzahlen steigen, werden auch die Rezensentenzahlen steigen. Dann werden Leser die Rezensionen bewerten, wie schon überall im Netz. Anfangs, als die Firmen merkten, wie wichtig die Bewertungen wurden, haben sie mitbewertet. Manipulation ist bei zu wenig Bewertern immer möglich.

Smashwords hat bekannt gegeben, dass sie 50.000 Bücher von 20.000 Indies veröffentlicht haben. In Deutschland sind wir in einer Übergangszeit. Die Strukturen aus Amerika werden eingesetzt. Aber wir können sie nicht entfernt mit Autoren und Lesern füllen. Erst wenn die Zahlen stimmen, wird Gerechtigkeit einkehren.