Mittwoch, 14. September 2011

Geld oder Treuebonbon?

"Irgendwann werden die Leser ersticken an den ganzen Selfpublishing-Egotrips"so der Literaturagent Peter S. Fritz.

Alle Interviewfragen werden freundlichst retourniert. Nur hier, beim  Thema 'Selfpublishing' wird er giftig. Es gibt nur einen Grund, dass ein solcher Routenier aus der Rolle fällt: Seine Geschäftsgrundlage ist bedroht.

Während am Anfang unter dem Begriff 'Selfpublisher' nur die verlagslosen Autoren versammelt waren, fasst der Begriff in letzter Zeit zunehmend die verlagsfreien Autoren. Erstere hätten gerne eine Verlag, finden ihn aber nicht und  versuchen es nun selbst. Letzere aber haben einen Verlag und versuchen es auf eigene Rechnung.

Von uns, den reinen Indie-Autoren, ist also immer weniger die Rede. Wir waren die Dekobücher, als die Regale vom Kindle Direct Publishing noch leer standen. Leere Kartons im Echt-Look, die jetzt - soweit nicht abgegriffen - an den nächsten Anbieter gehen - Telekom, Google, MediaMarkt oder wen-auch-immer.

Ohne uns geht es weiter, jetzt aber richtig! Amazon auf der einen Seite mit einem Geldsack, die Verlage auf der anderen Seite mit Treuebonbons. Mittendrin die Autoren. Eins ist klar: wenn Amazon sich mit allen deutschen Verlagen gleichzeitig anlegt, dann sind sich die Manager dort ihrer Sache sicher. Erstens rechnen sie nicht mit einem verlagsübergreifenden Lieferboykott. Zweitens setzen sie voll auf das in Deutschland noch neue Medium Ebook.

Denn Amazon denkt bereits weiter: Die hohen Buchpreise in Deutschland müssen weg! Amazon ist im Augenblick an die Buchpreise der Verlage gebunden. Hat es aber eigene Autoren unter Vertrag, dann werden eigene Preise ausgewiesen. Ein Ebook ist ab US $ 0,99 profitabel, sonst gäbe es diesen Preis nicht als Untergrenze.

Was ist, wenn ein, zwei, immer mehr Erfolgsautoren ihre Bücher für konkurrenzlose und doch einträgliche € 4,99 anbieten? Das wäre der Durchbruch für die Kindles. Das wäre der Durchbruch für Amazon. Das wäre der Durchbruch für die Autoren, die den Schritt hinüber gewagt haben. Noch mehr Kindles bei den Lesern, noch ein Preisschritt nach unten, noch mehr Autoren, die keine Treuebonbons lutschen.

Noch ist es nicht soweit. Noch nicht, aber sehr bald!