Donnerstag, 8. September 2011

Haltet die Wolken im Auge, ihr Indie-Autoren

Ihr schreibt gerade an eurem Roman? Wann werdet ihr fertig sein? Sagen wir, in gut zwei Jahre werden die Leser auf euren Text schauen. Kein Problem werdet ihr sagen, soviel ändert sich nun nicht. Es kommt eine neue Regierung, aber es bleibt alles beim alten. Deutschland ist langweilig, aber es geht dem Land gut.

Dass es im Augenblick abwärts geht, ist überall zu lesen. Es sind dunkle Wolken am Horizont und in den Nachrichten. Hat es die nicht immer von Zeit zu Zeit gegeben? Dunkle Wolken reissen bald zu schönstem Sonnenschein wieder auf. Die Wahlleute blicken sorgenvoll auf die sorgenvollen Politiker. Das hatten wir alles schon. Die tägliche Dosis Fernsehsorgen ist gut für die Verdauung.

Wenn sich die Deutschen (eure Leser) sich da nicht täuschen! Mit Schulden lässt sich gut leben. Alte Schulden werden bei Fälligkeit mit neuen Schulden abgelöst. Das gleiche geschieht mit diesen lästigen Schuldzinsen. Doch plötzlich aus heiterstem Himmel ist die Überschuldung da. Nichts ist mehr, wie es ist. Wenn es den Einzelnen trifft, haben wir Mitleid, sogar Verständnis, aber letztlich keinen Rat. Ein anderer wird sein Haus bewohnen, seine Autos fahren, auf seinen Uhren die Zeit ablesen. Schnell vergessen das Ganze.

Aber - Es geht nicht abwärts, es dreht sich abwärts. Wir sehen Wolken, aber diese Wolken gehören zu anderen Wolken, einem riesigen Unwetterwirbel, der die ganze Erde bedeckt. Alle Länder der Erde sind über jedes Maß verschuldet. Vor drei Jahren haben sie ihre Banken gerettet. Sie haben deren Schulden auf ihre bereits schuldschweren Schultern geladen. Es wie im Märchen Der Kaiser ohne Kleider. Lange hat sich niemand getraut zu sagen, dass der Kaiser nackt ist. Doch die Finanzmärkte wetten bereits, dass er nackt ist.

Aber was sollen diese AAA und AA- und CC+ der Ratingagenturen? Kreditwürdigkeit ist ein Unsinn, der uns nicht interessiert. Nehmen wir den überschuldeten Mann. Er hat bei Nachbarn Geld geliehen. Viel Geld geliehen. Dass der Mann seinen Schulden nicht mehr begleichen kann, ist leicht festgestellt. Doch wem fehlt das Geld, das er nicht bezahlen kann? Und wem wiederum fehlt dieses Geld? Schlussendlich, das Vernünftigste ist wohl, die Groschen zusammenzuhalten und niemandem nichts mehr zu verleihen.

Wenn eine Bank das macht, werden täglich Tausende Hypothekenverträge nicht mehr verlängert, werden Gelder abgezogen und in Sicherheit gebracht, Aktien verkauft, Kreditlinien gestrichen. Konsumenten und Firmen werden kein Geld mehr bekommen. Ausgaben für Konsum der Bürger und für Investitionen der Firmen werden radikal zusammengestrichen. Die Preise dieser Güter brechen ein, weil sie nicht mehr nachgefragt werden. Entlassungen sind die Folge. Noch weniger Ausgaben. Noch mehr Entlassungen.

Das ist eine Deflation. Dass niemand darüber spricht, sollte euch nachdenklich machen. Warum wird ein Mann wie der Akademiker Ben Bernenke, dessen einziges Forschungsgebiet The Great Depression (1929 bis 1941) in Amerika ist, Notenbankchef? Keine Frage, die Überschuldung ist da. Die Länder stützen sich gegenseitig. Lest über die Weltwirtschaftskrise. Bedenkt dabei: Dies war der Beginn der Globalisierung. Unser Wirtschaft aber ist global, was vieles viel schlimmer macht.

Was ich sagen will: Schaut nicht nur auf euren Text. Denkt an die Leser, die in zwei Jahren euer Buch lesen werden. Haltet die Wolken über euch im Auge.