Dienstag, 27. September 2011

Die Indies und die Buchpiraten

Na lieber Peter, so schwarz würde ich da längst nicht malen. Zumal auch nicht alle verloren haben, wie man so hört. Sondern einige sich auch immer noch ganz gut behaupten konnten, und gar nicht so wenige sogar noch in den Verkäufen zulegten.
Qualität wird sich weiterhin durchsetzen. Ob nun ein Verlagslogo auf dem Buchcover zu sehen ist, oder nicht. Zumal die Werbung für Indie Titel - auch in US und UK - anders funktioniert als jene der großen Publikumsverlage.
Steht erst einmal ein ausgereiftes und gefestigtes Indie Blog und Empfehlungsnetzwerk zur Verfügung wird das selbst mit den verstärkten Marketinganstrengungen der Verlage mitzuhalten vermögen.
"The Party is over? I dont think so, Sir. It just get started!"

David sieht die Zukunftsaussichten für Indie-Autoren viel positiver als ich. Ich möchte begründen, warum ich die Entwicklung auch in Deutschland recht negativ sehe.

Wir haben - anders als in Amerika - einen großen Mitspieler am Markt: die Buchpiraten. Deshalb haben es weder die Verlage mit ihren eBooks noch die Selbstverleger zu nennenswertem Erfolg gebracht. Die Situation hier stellt sich völlig anders dar als in Amerika.

In Amerika haben die Indie-Autoren die Rolle der Buchpiraten übernommen, indem sie mit ihren Bücher der Unterbieter waren. Daher rühren ihre Erfolge. Der Preis war der Schlüssel. Jetzt ziehen die Verlage preislich nach (Amazon mit einer Flatrate). Die Verkäufe der Indies sind im freien Fall nach unten. Die Klagen darüber sind dort allgegenwärtig.

Hier hat die Party überhaupt noch nicht angefangen. Das gesagt, stellt sich die Frage, ob die Party komplett ausfällt.

Mag ketzerisch klingen, ich glaube aber, dass die Verlage durch die Buchpiraten uns gegenüber im Vorteil sind. Ich behaupte nicht als einziger, dass die Buchpiraten den Verlagen nicht schaden, sondern ihnen das Massenpublikum erst zuführen.

Natürlich lesen viele dort, ohne zu bezahlen. Gleichzeitig aber bekommen die Autoren eine riesige Leserschaft. Alles, was eBooks liest, ist bei den Piraten zu finden. Die bekannten Autoren binden diese Leser an sich zu ihrem späteren Nutzen. Die Buchpiraten promoten die Autoren also, machen sie bekannt. Nützen ihnen mehr, als dass sie schaden. Eine Meinung nebenbei, die auch Mark Coker von Smashwords äußert.

Kein Indie-Autor ist bei den Buchpiraten zu finden. Wir sind sogar stolz darauf. Diskutieren über Lächerlichkeiten wie den DRM-Schutz und solche Sachen. Unser wirklicher Schutz ist die Gleichgültigkeit der Buchpiraten uns gegenüber. Es interessiert sie einfach nicht, weil es die Leser nicht verlangen. Released werden die Bestseller der Spiegellisten, nicht die dort völlig unbekannten Kindlelisten. Die bekannten Autoren werden also immer bekannter.

Warten wir auf das Weihnachtsgeschäft mit dem Aldi-eReader von Medion und dem neuen Tablet von Amazon. Anfang 2012 ist das eBook Massenmedium. Dann führt kein Weg in Deutschland an den Buchpiraten vorbei. Sie werden den Leseappettit von Hunderttausenden steuern, dabei aber wenig releasen. Wer dort nicht seine Anhängerschaft aufbaut, wird es unendlich schwer haben.

Deshalb, David, frage ich mich, ob die Party nicht komplett ausfällt.

1 Kommentare:

David hat gesagt…

Lieber Peter,

ich finde ja dass Dein Beitrag gar nicht so danebenliegt (wie mir das ja mit den meisten Deiner Beiträge so geht)
Ich frage mich aber: welcher Leser, wenn er schon illegal irgendein Ebook herunterlädt, sich überhaupt darum kümmern sollte, ob er das Buch eines Verlagsautoren oder eines Indies herunterlädt?
Er wird es entweder im "Bulk" - also in einer Masse mit anderen Büchern - herunterladen, und dann zunächst gar nicht bemerken, dass er da in seiner Masse ein paar Indies dabei hat. Oder er wird seine illegal downzuloadenden Ebooks danach aussuchen, ob ihm die Schreibe und das Genre des jeweiligen Autors zusagt.
In diesem wie im anderen Fall, sehe ich keinen großen Unterschied, ob er meine Indie Bücher liest und gut findet, oder - sagen wir mal die von Herrn A. Eschbach oder Hohlbein oder wegen mir auch J. Conrad.
Den "Schaden" hab ich genauso wie die Verlage. Doch könnte es eben auch so sein - und ich schreibe bewusst KÖNNTE- dass er sich beim nächsten Mal eben meine neuen Titel auch kauft, wenn ihm die illegal heruntergeladenen zugesagt haben. Immerhin kostet keines meiner Bücher derzeit mehr als ein Glas Wein in irgendeiner Weinstube.
Aufgrund der Buchpreisbindung in Dtl. wird der Preisunterschied zwischen Indies und Verlagen auch noch auf länfgere Sicht bestehen bleiben. Also weshalb da noch "stehlen" wenn man's auch offiziell haben kann? Und zwar ohne es erst noch formatmäßig "umrubeln" zu müssen ...

Wie immer

Dein David Gray, und - ebenso wie gewöhnlich - deutlich optimistischer ;-)