Eine CDU-Gruppe: Regelmäßig trifft sie sich einmal im Monat. Auch in der Kirche und im Schützenverein, in den Abständen und an Orten, die solange bekannt sind, dass sie vom Vater zum Sohn als tradiertes Wissen weitergegeben werden.
Jeder Vater kennt jeden Vater. Die Mütter spähen untereinander für ihre Töchter und Söhne die Paarungen aus. Wie Hirten auf ihrer langen Wanderung werden unter den Familien Bande geknüpft, die das Überleben sichern und den Zusammenhalt durchwirken.
Die Größe der Herden bietet Schutz den Zugehörigen und Beiläufigen. Dieser Schutz ist erkauft mit Langsamkeit. Eine Volkspartei wie die CDU ist kaum einem Tanker vergleichbar, eher einer Sanddüne.
Wie weit haben sich die staatsbildenden Parteien vom griechischen Ideal der 'Volksherrschaft' entfernen müssen, um ihre eigene Form zu finden! Demokratie setzte in ihrem Ursprung einen Marktplatz voraus, auf dem sich räumlich und zeitlich vereint, die Herrschenden mit den Beherrschten austauschen konnten.
Viel ist gesagt worden über die Piratenpartei, die wie ein Komet über die Medien gekommen ist - vor allem, dass sie Jugend ausstrahlt und den Altparteien nach erlerntem Dreisatz unberechenbar ist.
Eines aber wurde nicht gesagt: Es ist eine Partei, die über das Internet - ihrer alleinigen Organisationsstruktur - den griechischen Marktplatz in seiner räumlichen und zeitlichen Unmittelbarkeit wiederherstellt.
Noch ist diese junge Partei zerfasert, um nicht zu sagen zersplittert. Aber ein einigendes Anliegen vorausgesetzt, könnte diese Partei aus dem Stand alle ihre Mitglieder und Sympathisanten mobilisieren. Ehe die Mitglieder der CDU-Ortsvereine ihre Hörgeräte eingeschaltet hätten, wäre die Kampagne der Piraten bereits über ihnen zusammengebrochen.
Aus dem Berliner Wahlsieg haben die Alt-Parteien eine Lehre gezogen: Ab jetzt werden sie sich hüten, den Piraten einen Mobilisierungsgrund zu geben. Die Gemeinde hat ihre Krallen gezeigt. Stammtischgerede kann auf jede Regierung in bisher unvorstellbar kurzer Zeit zurückfallen - diese Botschaft ist angekommen.
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Montag, 26. September 2011
Sonntag, 11. September 2011
Staatsbürger und Internetbürger
Ich bin Mitglied der Piraten. Ich oute mich.
Na also, es ist geschafft! Ist eigentlich nicht schwer, seitdem wir (!!) im Berliner Wahlkampf vor der FDP stehen.
Um ehrlich zu sein, ich bin schon ziemlich lange Mitglied der Piraten. Um völlig ehrlich zu sein, ich wollte schon einige Mal austreten. Es war mir nicht möglich. Die Piraten sind organisiert wie die Telekom. Ein Wechsel ist möglich, theoretisch möglich. Bei den Piraten scheitert es an den Spontanmailforenlistenmitgliedschaften. Bei der Telekom an der Telekom. Ich bin also immer noch Mitglied der Piraten (und bei der Telekom).
Irgendwie bin ich stolz auf die Piraten. Ich verteidige sie mittlerweile. Ich höre von einem Informatikstudenten, der Vorsitzende der Berliner Piraten spreche das Wort 'Open Source' wie ein Fremdwort aus. Der könne auch bei den Grünen sein. Ich höre es und murmele: "Aber ..." und bin einfach nur froh, dass mein kleines Piratenboot nicht zum Thema Triebtäter, Islamisten, Hausbesetzer, Niedriglohn für alle, Hanfanbauer, Kondomverbot oder Inzest geentert wird.
Irgendwie bin ich jetzt stolz auf die Piraten. Statt "Aber ..." zu murmeln, sage ich jetzt fast hörbar: "... so fingen die Grünen auch an." Und in der Tat. Säugende Mütter in der Tagesschau. Barfüßige. Rasputinbärtige. Männer, die Pullover strickten. Frauen, die diese Strickzeugnisse trugen. Forderungen nach Abschaffung von allem, das von der BILD-Zeitung am Tag zuvor unter Arten- und Naturschutz gestellt worden war.
Und warum hatten die Grünen Erfolg damit? Froh, dass sich mein Piratenboot aus der unmittelbaren Einschlagszone entfernt hat, überlege ich. "Die hatten eben Anhänger. Hat doch fast jeder Soziologie und Staatsabwehr studiert damals."
Aha, das wiederum wird verstanden.
Anhänger haben die Piraten auch. Allein schon wegen dem Namen und den Schweden, den echten Wikingern. Und die Sache mit Kino.to hat denen bestimmt auch leid getan. Illegale Downloads - können sie ja eigentlich nicht wirklich dagegen sein.
Internetsperren - das sollen die anderen Parteien mal versuchen. Killerspiele verbieten - die sind lebensmüde. Junge-Union-Tube wollen die! Aber wir sind die Besitzer des Internets. Die Parteien der Bierzeltwagen und Interkultibasare haben auf unserem Grund nichts zu suchen.
Ein Informatiker in Litauen ist mein Nachbar. Mein Hausmeister lebt in einem anderen Land.
Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht ausgetreten bin.
Na also, es ist geschafft! Ist eigentlich nicht schwer, seitdem wir (!!) im Berliner Wahlkampf vor der FDP stehen.
Um ehrlich zu sein, ich bin schon ziemlich lange Mitglied der Piraten. Um völlig ehrlich zu sein, ich wollte schon einige Mal austreten. Es war mir nicht möglich. Die Piraten sind organisiert wie die Telekom. Ein Wechsel ist möglich, theoretisch möglich. Bei den Piraten scheitert es an den Spontanmailforenlistenmitgliedschaften. Bei der Telekom an der Telekom. Ich bin also immer noch Mitglied der Piraten (und bei der Telekom).
Irgendwie bin ich stolz auf die Piraten. Ich verteidige sie mittlerweile. Ich höre von einem Informatikstudenten, der Vorsitzende der Berliner Piraten spreche das Wort 'Open Source' wie ein Fremdwort aus. Der könne auch bei den Grünen sein. Ich höre es und murmele: "Aber ..." und bin einfach nur froh, dass mein kleines Piratenboot nicht zum Thema Triebtäter, Islamisten, Hausbesetzer, Niedriglohn für alle, Hanfanbauer, Kondomverbot oder Inzest geentert wird.
Irgendwie bin ich jetzt stolz auf die Piraten. Statt "Aber ..." zu murmeln, sage ich jetzt fast hörbar: "... so fingen die Grünen auch an." Und in der Tat. Säugende Mütter in der Tagesschau. Barfüßige. Rasputinbärtige. Männer, die Pullover strickten. Frauen, die diese Strickzeugnisse trugen. Forderungen nach Abschaffung von allem, das von der BILD-Zeitung am Tag zuvor unter Arten- und Naturschutz gestellt worden war.
Und warum hatten die Grünen Erfolg damit? Froh, dass sich mein Piratenboot aus der unmittelbaren Einschlagszone entfernt hat, überlege ich. "Die hatten eben Anhänger. Hat doch fast jeder Soziologie und Staatsabwehr studiert damals."
Aha, das wiederum wird verstanden.
Anhänger haben die Piraten auch. Allein schon wegen dem Namen und den Schweden, den echten Wikingern. Und die Sache mit Kino.to hat denen bestimmt auch leid getan. Illegale Downloads - können sie ja eigentlich nicht wirklich dagegen sein.
Internetsperren - das sollen die anderen Parteien mal versuchen. Killerspiele verbieten - die sind lebensmüde. Junge-Union-Tube wollen die! Aber wir sind die Besitzer des Internets. Die Parteien der Bierzeltwagen und Interkultibasare haben auf unserem Grund nichts zu suchen.
Ein Informatiker in Litauen ist mein Nachbar. Mein Hausmeister lebt in einem anderen Land.
Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht ausgetreten bin.