Donnerstag, 29. September 2011

Das Kindle Fire: Amazon geht aufs Ganze

Der Startschuss für die Suche nach dem 'enhancing' Autor (Link) ist gefallen. Nun kommt Amazon mit  dem  Kindle Fire für umgerechnet € 149,-. Mit amazoneigenem Format und Oberfläche. Wie bereits hier festgestellt, entwickelt sich Jess Bezos immer mehr zum Bill Gates der Bücher. Das Gerät wird zum stark subventionierten Preis  angeboten, um die Kunden an sich zu binden. Amerikanischer Monopolismus in Reinkultur.

Da es den neuen Kindle hier für € 99,- gibt, stellt sich die Frage: Macht sich Amazon aber nicht selbst Konkurrenz? Es scheint, dass Amazon zunehmend auf das farbbunte PDF-Format setzt und das augenschonende Mobi-Format nur noch halbherzig unterstützt. Hintergrund der Wachablösung ist das 'enhanced' eBook. Ein lange gehegter, nie vergessener Traum wird wahr: Das Textformat wird um Multimediainhalte 'angereichert'.

Wer jetzt den Verlagen und Amazon glaubt, dass es bei 'enhanced' eBooks um zusätzliche Informationen geht, dem sei entgegengehalten, dass diese Informationen problemlos und elegant verlinkt werden könnten. Es geht nicht um Hintergrundwissen, es geht um Vordergrundwerbung - so einfach ist das.

Wenn Amazon das Gerät in Eigenregie konzipiert, dann wird es auf diesem Kindle Fire ein Werbefilter wie AdBlock schwer haben. Ob sich aber ein Kindle Fire ohne Werbefilter tatsächlich durchsetzt, muss sich erst noch zeigen. Es gibt Hersteller wie Sony, die völlig offen planen. Nicht umsonst wird ihnen vorgeworfen, dass sie den Piraten in die Hände arbeiten. Warten wir ab, ob der Kunde seine € 149,- nicht unter Verlust bucht und genervt aussteigt.

Von absolut herausragender Bedeutung wird das Kindle Direct Publishing sein. Denn nur wenn Amazon zu eigenen Gerät auch eigene Autoren anbietet, wird der Griff in die Geldbörse funktionieren. Kein Verlag wird bereit sein, seinem Werk (ohne Beteiligung) Werbung aufzupacken zu lassen. Amazon hat aber das ganze Konzept nicht entwickelt, um mit Random House über die Konditionen zu streiten.

Interessant wird sein, wie sich die Gegenspieler aufstellen. Wird Google - allein schon um sich von Amazon abzusetzen - eine offene Plattform für die Verlage entwickeln? Werden die Hersteller weiter preiswerte offene Tablets für Android entwickeln?

Was ist mit den Buchpiraten? Alles, was auf einem Bildschirm erscheint, wird zwischengespeichert - Wolke hin, Wolke her - und kann in der einen oder anderen Form kopiert werden. Dann einen Werbeblocker drübergespielt und schon bieten sie ein exklusives eBook, ohne Werbung, kostenlos an.

Amazon jedenfalls geht auf's Ganze, keine Frage. Wenn der Kunden nicht bereit ist, mit Jeff Bezos Monopoly zu spielen, wird es sehr eng. Achtet auf die Autoren: Wenn die Bestsellernamen nicht zu Amazon wechseln, sondern bei den Verlagen bleiben, bzw. wie J. K. Rowling selbst verlegen, dann hat Jeff sein Spiel verloren. Nokia lässt grüßen. Ein Verlust für genussvolles Lesen wäre es nicht!